Gut sortiert und verstaut in tausenden Kisten und zahlreichen Regalen befinden sich große und kleine Schätze der BURG, die in über 100 Jahren, seit Existenz der Hochschule, gesammelt und archiviert wurden.
Die unscheinbaren Gänge im Hermes-Gebäude im ersten Stock verraten zunächst nicht, dass sich hinter einer der Türen die mit Designstücken und Kunstwerken gefüllte Sammlung und das Archiv der BURG befinden. So versteckt es zunächst scheint, sind sie für alle Hochschulmitglieder sowie Forscher*innen nach Voranmeldung zugänglich. Auch wenn nicht alle Archivalien uneingeschränkt nutzbar sind – etwa aus konservatorischen oder rechtlichen Gründen – finden sich in der Sammlung und im Archiv sich zahlreiche Objekte, Akten und Kunst- und Designwerke, die entdeckt, erforscht und erkundet werden können. Aus diesem Grund ist der Ort auch unersetzlich für die Lehre an der BURG. Zugleich bildet sie einen wichtigen Teil der deutschen Design- und Kunstgeschichte ab und birgt großes Forschungspotenzial.
Seit Beginn der Hochschulgeschichte 1915 wurden viele Arbeiten der Studierenden und Lehrenden in den Werkstätten von Generation zu Generation, von Werkstattleitung zu Werkstattleitung, aufbewahrt. 1992 begann die BURG diese zahlreichen Objekte und Kunstwerke in einer Sammlung zusammenzutragen und zu verzeichnen. Heute umfasst die Sammlung rund 7.000 Objekte, von denen bereits 95 Prozent digital erfasst wurden und so schneller und einfacher auffindbar sind. Darunter befinden sich etwa 2.000 Arbeiten aus den Bereichen Malerei und Grafik, außerdem Teppiche aus dem Nachlass der Textilmanufaktur Halle, aber auch Objekte aus dem Bereich Buch- und Handeinbandkunst sowie Email-, Metall-, Schmuckarbeiten, Gefäße und Modelle und Produkte aus dem Industriedesign. Von den Keramik- und Porzellanarbeiten Marguerite Friedlaenders, die 1925 bis 1933 an der damals Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein genannten BURG als Leiterin der Keramikabteilung tätig war, bis zu den Entwürfen der Schrankwand, die von Rudolf Horn für die Plattenbauten der DDR gestaltet worden ist, befinden sich zahlreiche Zeugnisse der Design- und Kunstgeschichte in der Sammlung. Neben privaten Anfragen, beziehen auch Museen immer wieder Objekte aus der Sammlung der BURG in ihre Ausstellungen mit ein.
An der BURG kommen die Werke aber auch immer wieder in der Lehre und für Forschungszwecke zum Einsatz. Aktuell beschäftigt sich zum Beispiel die Studienrichtung Industriedesign mit dem Thema „Sitzen“ und bezieht unter anderem die Stühle des Designers Erich Dieckmanns mit in die Betrachtung und Entwurfsfindung ein. Der Tischler und Möbeldesigner Dieckmann (1896–1944) studierte in den 1920er Jahren am Bauhaus und war unter anderem von 1931 bis 1933 Künstlerischer Leiter der Tischlerei an der BURG. Zahlreiche im Archiv von ihm vorhandene Entwürfe und auch Modelle, mitunter schon sehr zerbrechlich, beispielsweise aus Pappe oder Styrodur, bieten den Studierenden heute in der Auseinandersetzung Inspiration für neue Designs oder dienten auch der Reflexion der Designgeschichte.
Es können im Hochschularchiv aber noch viele weitere Entdeckungen gemacht werden. Das Bildarchiv beherbergt über 100.000 Papierabzüge, Negative und Dias. Darauf sind künstlerische Arbeiten, Personengeschichten und historische Ereignisse dokumentiert. Diese immense Sammlung ist noch nicht im Detail erfasst und birgt sicherlich noch das eine oder andere Geheimnis. Daneben umfasst das Archiv eine Plakatsammlung von rund 2.200 verschiedenen Exemplaren.
Daneben werden Verwaltungs- und Personalakten, Dissertationen und Diplomarbeiten, Urkunden, Druckerzeugnisse, Zeitungsausschnitte, Künstler*innendossiers, Unterrichtsaufzeichnungen, Nachlässe und thematische Konvolute im Archiv aufbewahrt.
Es lohnt sich also, einen Blick in die Sammlung und das Archiv zu werfen und auch etwas mehr Zeit dort zu verbringen – um Arbeiten von Burg-Absolvent*innen zu entdecken oder für sich die ganz persönlichen Highlights aus über 100 Jahren BURG Design- und Kunstgeschichte herauszupicken.
Die Autorin des Textes Julia Gollan Internetredakteurin in der Presse- und Öffentlichkeitarbeit an der BURG und konnte für diesen Beitrag einen umfassenden Blick in die Sammlung werfen. Besonders gefiel ihr die Keramik Marguerite Friedlaenders.