Michael Krenz, künstlerischer Mitarbeiter an der BURG, erhielt den Zuschlag im Skulpturenwettbewerb „Ein Zeichen setzen!“, mit dem an die Schmiedeaktion „Schwerter zu Pflugscharen“ im Lutherhof Wittenberg erinnert werden soll.

„Wer an den Lutherhof in Wittenberg denkt, hat Bilder vom Reformator, etwa als Familienvater oder treuen Ehemann, im Kopf. Doch dieser Hof besitzt auch erinnerungswürdige Zeitspuren, die bis nah an die Gegenwart reichen. Und die so friedlich gar nicht waren. Denn 1983, zum Kirchentag anlässlich des 500. Geburtstags Luthers, fand hier die Schmiedeaktion ‚Schwerter zu Pflugscharen‘ statt, ein Akt des bürgerschaftlichen Protests gegen die herrschende Militärdoktrin. Der Appell, diesen couragierten Widerstand nicht zu vergessen, wird durch das neue Denkmal von Michael Krenz wach gehalten – für die Wittenberger wie auch für alle Besucher der Wittenberger Lutherstätten.“ So beschreibt Dr. Stefan Rhein, Direktor der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt den Anlass und das Ziel des Kunstwettbewerbs „Ein Zeichen setzen!“.

Um dauerhaft an die Schmiedeaktion „Schwerter zu Pflugscharen“ im Lutherhof zu Wittenberg zu erinnern, hatte die Stiftung Luthergedenkstätten gemeinsam mit der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle im Frühjahr 2015 einen Wettbewerb ausgelobt. Mit der Installation eines Kunstwerks soll am Ort des Geschehens an diese besondere Form von Zivilcourage und an die Friedensbotschaft der Aktion erinnert werden.

Als Teil der Widerstandsbewegung gegen das DDR-System ist die Schmiedeaktion vom 24. September 1983 ein zeitgeschichtliches Ereignis, das vor allem durch seine mediale Rezeption und ikonische Präsenz über Wittenberg hinaus als eine wirkmächtige Etappe des Weges zur friedlichen Revolution gelten kann. Intention und Gestus der Schmiedeaktion waren programmatisch auf die Gegenwart und die Zukunft gerichtet. Vor dem Hintergrund des Verbots, das Zeichen „Schwerter zu Pflugscharen“ zu zeigen, wollte die Aktion zu widerständiger Haltung ermutigen und die Hoffnung auf Frieden bestärken.

Zur Teilnahme am Kunstwettbewerb wurden die Absolventinnen und Absolventen der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle Michael Hahn, Mark Hornbogen, Iris Kettner, Michael Krenz, Maik Scheermann,Veronika Schneider, Ginan Seidl und Ray Peter Maletzki sowie Claus Stoermer eingeladen. Sie waren nominiert worden von den Professoren Stella Geppert, Dr. Matthias Noell, Michaela Schweiger und Andrea Zaumseil.

Im Oktober 2015 entschied eine von der Stiftung Luthergedenkstätten berufene Jury, der als Fachjuroren Prof. Dieter Hofmann, Rektor der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, Via Lewandowsky, Künstler, Berlin, Marianne Mommsen, Landschaftsarchitektin, Eva-Maria Schön, Künstlerin, Berlin, und als Sachjuroren Jochen Kirchner, Bürgermeister Lutherstadt Wittenberg, Martina Radlbeck, Lions Club und Dr. Stefan Rhein, Direktor der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt angehörten, über die zum Wettbewerb eingereichten Entwürfe. Die Jury lobte das hohe Niveau der Einreichungen und entschied sich, die Arbeit des Bildhauers Michael Krenz zur Ausführung vorzuschlagen.

Die Arbeit von Michael Krenz ist eine freistehende Skulptur aus Cortenstahl in den Maßen 3,20 x 2,00 x 0,02 Meter. Die Plastik bezieht ihre Spannung aus dem Kontrast zwischen hochstrebender linearer Außenform und formatfüllenden 27 differenzierten Binnenformen. Diese aus dem Blech gestanzten Formen, die auf den ersten Blick als bloß dekorative Elemente wirken, geben sich schnell als die Umrisse von Werkzeugen und Ausrüstungsgegenständen einer Schmiede und eines Schwertes im Maßstab 1:1 zu erkennen.

In der Jurybegründung heißt es: „Michael Krenz zeigt die Werkzeuge des Schmiedes als scherenschnittartige Negativformen. Als ‚Leerstellen‘ verweisen sie darauf, dass es in der DDR verboten war, das Emblem der Friedensbewegung ‚Schwerter zu Pflugscharen‘ zu zeigen. Diese Leerformen wirken wie Relikte aus der Vergangenheit und animieren den Betrachter zugleich, sie in Gedanken zu einem sinnvollen Ganzen zusammenzufügen. Dabei wird ihm klar, dass er jetzt alles ‚besitzt‘, was man braucht, um ein Schwert in einen Pflugschar zu verwandeln. Die charakteristische Patina des Stahls deutet zwei in sich widersprüchliche Bewegungen an: Vergänglichkeit und Beständigkeit. Mit seinem Bildprogramm erinnert Michael Krenz auch an die fröhliche Stimmung und die Mut und Kraft gebende Seite des Zusammentreffens friedensbewegter Menschen an diesem Ort.“

Um dieses Gedankenspiel für Kinder nachvollziehbar zu machen, soll im Museumsladen einen Bausatz aus Pappe angeboten werden, mit dem sich auf spielerische Weise eine Schmiede im Maßstab 1:10 herstellen lässt. Der Verkaufserlös wird einem Friedensprojekt zugutekommen.

Michael Krenz, 1974 in Eisenhüttenstadt geboren, hat an der an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle bei Prof. Irmtraud Ohme und bei Prof. Andrea Zaumseil Bildhauerei studiert. Er lebt und arbeitet als freischaffender Künstler in Halle und ist seit 2012 Künstlerischer Mitarbeiter im Projekt „Burg gestaltet! Qualitätspakt Lehre" der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle.

Das Erinnerungsmal an die Schmiedeaktion von 1983, bei der Friedrich Schorlemmer, viele Wittenberger Bürger und zahlreiche Gäste im Lutherhof durch ihr mutiges Eintreten für Frieden und Demokratie ein Zeichen für Zivilcourage setzten, wird am 5. März 2017 im Lutherhof Wittenberg feierlich eingeweiht.

Die Skulptur wird finanziert durch den Lions Club Wittenberg mit Unterstützung weiterer Clubs, der Stiftung der Deutschen Lions und Lions Clubs International.