Neun Alumni der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle stellen vom 17. September bis 2. Oktober 2022 auf dem Gelände der Spinnerei Leipzig aus.

Mit der Ausstellung Firmament präsentiert die Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle nun bereits zum fünften Mal künstlerische Positionen von jungen Absolvent*innen im UNTERGESCHOSS 14 der Spinnerei Leipzig. Die Schau wird zeitgleich zum Herbstrundgang der Spinnerei Leipzig vom 17. September bis 2. Oktober 2022 zu sehen sein. Die Arbeiten der beteiligten neun Künstler*innen – Katharina Beesk, Paula Zoë Elea Breuer, Dana Laszlo da Costa, Timo Milke, Marlen Tennigkeit, Teresa Weißert, Axel Winter, Soomee Yu und Lina Zacher – verdeutlichen eindrucksvoll anhand der unterschiedlichen Medien und Handschriften die große Spannbreite künstlerischer Arbeitsweisen an der BURG. Die jungen Künstler*innen bilden trotz der Unterschiedlichkeit ihrer künstlerischen Mittel ein zeitgeistiges Firmament und zeigen somit, wie sich die Subjektivität von Einzelpositionen zu einem Gesamtbild verbinden lässt. Der mediale Einsatz lässt nahezu keinen Bereich aus und reicht von Film über Malerei, Grafik, Fotografie, textile Künste bis hin zu Skulptur und Installation. Gedanklich getragen wird diese mediale Vielfalt sowohl auf poetischer wie auch auf konzeptueller und dokumentarischer Ebene.
Ausgewählt wurden die Arbeiten für die Präsentation aus dem Abschlussjahrgang 2021/22 des Fachbereichs Kunst der BURG von einer Jury, bestehend aus Professsor*innen, Mitarbeiter*innen und Studierenden.

In den Installationen von Katharina Beesk (*1988) finden konkrete Beobachtungen und assoziative Bilder zueinander. Alltagsgegenstände werden ihrer Funktion enthoben, um in neuer Körperlichkeit, Zusammenstellung und Setzung, Gedanken und Erinnerungen wachzurufen, die an „Gewohntes erinnern“ (oder vielleicht doch nicht?). Der *die Betrachter*in oszilliert zwischen Sicherheit und Verunsicherung, zwischen Gefühltem und Gedachtem.
Die Künstlerin Paula Zoë Elea Breuer (*1995) bedient sich digitaler Hilfsmittel und nutzt hierfür AI (Artificial Intelligence) oder eigens erstellte spezielle Algorithmen, die ihr als Grundlage ihrer spannungsreichen Kunstwerke dienen. So kombiniert die Künstlerin ihr bekannte Materialien und Techniken mit solchen, die ihr unbekannt sind und unternimmt so den Versuch, auf diese Art neue Arbeitsweisen zu entwickeln. Durch den digitalen Einfluss entsteht in der analogen Umsetzung ein Wechselspiel aus Kontrolle und der Abgabe dieser, die sich in ihren bunten Bildern und ihren minimalistischen Objekten wiederfinden.
Weit weg von ihrem Geburtsort auf der anderen Seite des Atlantiks, nimmt die Künstlerin  Dana László da Costa (*1993) die Erinnerungen ihrer Kultur Brasiliens wahr, spiegelt diese mit ihrer unmittelbaren Umgebung wider und verarbeitet ihre Eindrücke in textile Kunstwerke. Dabei thematisiert sie die Geschichte Brasiliens und versucht, durch die Distanz, die alten Kulturen ihrer Heimat zu erkunden, um zu sehen, was heute von der Zeit vor der Kolonialisierung übrig geblieben ist.
Alles in der Arbeitsweise des Künstlers Timo Milke (*1989) dreht sich um Räume, Geschichten und Strukturen. Er beschreibt sich selbst als „gehemmten Rebell im Kampf zwischen Autonomie und Fügsamkeit, zwischen Eskapismus und Resonanz“. Ihn interessieren Räume. Räume, die Geschichten erzählen. Geschichten, die Räume öffnen. Dabei drückt sich Milke auf vielfältige und spielerische Weise aus, wobei seine Materialwahl keine Grenzen kennt zwischen dem Analogen oder dem Digitalen. Am Ende finden die einzelnen Werke thematisch doch zueinander im Raum. Im Raum, der Geschichten erzählt. Geschichten, die Räume öffnen.
In ihrer Arbeit geht die Künstlerin Marlen Tennigkeit (*1986) der Frage nach, worin der Zusammenhang zwischen Traum und Kunst besteht und wie unbewusste Zustände, wie der Traum, das künstlerische Handeln fördern. Das Ausgangsmaterial ihrer Skulpturen: Schaumstoff, ein industriell verwendetes Material, auf dem wir schlafen und träumen. Ihre Frottagen bezeichnet sie selbst als Röntgenaufnahmen der Seele.
Obwohl Kontrolle in den Arbeiten von Axel Winter (*1989) eine große Rolle spielt, verweigern sich die Bilder einer perfekt abgemessenen Komposition ebenso wie der Vollkommenheit. Die Motive bleiben fragmentarisch und tasten sich an Strukturen entlang, die nicht für sich in Anspruch zu nehmen scheinen, perfekt zu sein. Den Bildern wohnt eine Stringenz inne, aus die der Künstler Versuche unternimmt auszubrechen. So entstehen spannungsreiche Bilder von Linien, Formen und Flächen, deren Anordnungen und Überlagerungen durch die Farbe bestimmt und in Einklang gebracht wird.
Die Arbeiten von Teresa Weißert (*1996) bewegen sich vorwiegend auf dem Feld des Textilen. Ihre Gobelins bilden Ausschnitte aus Hallenser Straßenböden nach. Strukturen geflickter, rissiger Straßen und unebener Böden üben eine Faszination auf die Künstlerin aus, die sie in hängenden, großformatigen, in erdigen Farbtönen gehaltenen Webereien zum Ausdruck bringt. Aber auch in ihren aufwendig angelegten Graphitzeichnungen findet sich die Leidenschaft der Künstlerin wieder.
In jedem Werk der Künstlerin Soomee Yu (*1994) konstruiert sie eine kleine Welt, die sie durch Druckgrafiken und detaillierte Strichzeichnungen sichtbar macht. Ihre Motive sind von der botanischen Vielfalt ihrer Umwelt geprägt. Jene Biotope bilden die Grundlage für ihre persönliche Auseinandersetzung zwischen Tier-Mensch, Mensch-Natur.
Lina Zachers (*1991) 2022 fertiggestellter Dokumentarfilm Betula Pendule handelt von Thomas, der in seiner Jugend sein Augenlicht verloren hat. Nun öffnet er sich der Künstlerin und ihrer unsichtbaren, lautlosen Kamera und lässt die Betrachtenden teilhaben an seinen Gefühlen, Ängsten und Frustrationen. Er erzählt von seinen visuellen Erinnerungen, Träumen und Hoffnungen, was ihn bewegt und antreibt. Der Film stellt eine Suche nach den verschiedenen Arten und Weisen dar, Umwelt zu erleben und zu verstehen.

Im Rahmenprogramm der Ausstellung finden zwei Tandem-Führungen mit den Künstler*innen und der Kuratorin sowie ein geführter Ausstellungsrundgang mit der Kuratorin statt.

Firmament gehört zu einer Reihe der BURG, in der die Kunsthochschule bemerkenswerte Positionen von Absolvent*innen einer breiteren Öffentlichkeit vorstellt. Die BURG zeigt mit der Ausstellung bereits zum fünften Mal in Folge auf dem Gelände der Spinnerei Leipzig eine Gruppenausstellung mit Positionen junger Alumni des Fachbereichs Kunst. Die Ausstellung eröffnet parallel zum Herbstrundgang der Spinnereigalerien am Wochenende vom 17. und 18. September 2022.
 

Firmament
Ausstellungsdauer: 17. September bis 2. Oktober 2022
Ort: UNTERGESCHOSS 14, Spinnerei Leipzig, Spinnereistr. 7, 04179 Leipzig
Eröffnung: Samstag, 17. September, 12 bis 19 Uhr
Öffnungszeiten: Donnerstag bis Sonntag, 12 bis 18 Uhr
Eintritt: Der Eintritt ist kostenfrei. Eine Anmeldung vorab nicht notwendig. Änderungen aufgrund der dann geltenden Corona-Verordnungen sind möglich.
Kuration: Molina Ghosh
Projektleitung: Prof. Tilo Baumgärtel
Gestaltung: Patrick Müßiggang
Weitere Informationen: www.burg-halle.de/alumniausstellung
Social Media: Die BURG kommuniziert die Ausstellung in den sozialen Medien mit den Hashtags #BurgHalle und #Firmament

Begleitprogramm
Tandem-Führung mit Künstler*innen und der Kuratorin:
Sonntag, 18. September 2022, und Sonntag, 25. September 2022, jeweils 15 Uhr. Die Teilnahme ist kostenfrei, eine Anmeldung nicht erforderlich.

Geführter Ausstellungsrundgang mit Kuratorin Molina Ghosh: Samstag, 17. September 2022, 15 Uhr. Die Teilnahme ist kostenfrei, eine Anmeldung nicht erforderlich.