Conceptual Textile Design-Absolventin Laura Linsig erhält den bf-preis 2019 und somit die Möglichkeit, im Schweizer Niggli Verlag ihre Masterarbeit als eigenständiges Buch zu veröffentlichen.

Laura Linsig, 1990 in Bremen geboren und aufgewachsen, lebte nach dem Abitur während eines FSJ für ein Jahr in Bangkok, Thailand. 2012 begann sie ihr Bachelorstudium im Textildesign an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle und ging 2015 für ein Gastsemester an die University of Fine Arts Hanoi, Vietnam. 2017 schloss sie den Bachelor in Halle ab und ging für zwei Praktika zurück nach Thailand. Die Burg-Absolventin lernte unter anderem in einer Baumwoll- und Seidenweberei das Ikat-Handwerk kennen. 2018 begann sie an der BURG den Master im Conceptual Textile Design und schloss ihn 2019 mit der theoretischen Arbeit Materializing Thainess und der praktischen Ausführung einer textilen Serie bestehend aus Ikat- und Jacquard-Geweben unter dem Titel Fragmented Focus ab.

Mit dem bf-preis, dem Wilhelm Braun-Feldweg-Förderpreis für designkritische Texte, werden Design-Studierende und -Alumni gefördert, deren Texte einen inhaltlichen und stilistischen Beitrag zum Design-Diskurs leisten. Laura Linsigs Masterarbeit behauptete sich gegen 40 andere eingereichte Texte und wird nun im Schweizer Niggli Verlag mit dem Titel Beyond Thainess - Textil als Träger von Kultur und Identität als eigenständiges Buch in der Reihe bf-preis. Designkritische Texte veröffentlicht.

Die Jury begründete ihre Entscheidung wie folgt:
„Gibt es eine nationale Designkultur? Ist sie eine bloße Erfindung? Eine Konstruktion, mit hauptsächlich wirtschaftspolitisch und touristisch motiviertem Hintergrund? Welche Rolle spielt der Austausch, die Konfrontation mit dem Fremden, die Weiterentwicklung des Überlieferten bei der Entwicklung regionaler Strategien? Am Beispiel Thailands und der dortigen Entwicklung im Textil- und Modedesign stellt die Verfasserin den besonderen Beziehungskontext von Geschichte, Politik und Kultur dar. Trotz des westlich geprägten BIicks auf die Designtraditionen des südostasiatischen Landes vermeidet sie jede Romantisierung und Stilisierung des vermeintlich Exotischen. Durch persönliche Beziehungen ist ihr eine beinahe teilnehmende Beobachtung, eine tiefere Einsicht und eine dichte Beschreibung möglich.
Im Zentrum steht die Bedeutung textiler Designtraditionen, deren Belebung durch Außenhandelskontakte etwa nach USA und Europa sowie Veränderungen der Selbstwahrnehmung durch Design. Der Text vermittelt anschaulich und sachlich Zwischentöne, historische Hintergründe und Besonderheiten des Alltagslebens in Thailand. Das scheinbar ferne Beispiel kann dabei exemplarisch für Konstruktionen regionalisierter Gestaltung gelesen werden, wie sie – unter anderen Vorzeichen und zu anderen Zeiten – etwa in der Schweiz oder England entstanden. Die Verfasserin weist Thesen der kulturtheoretischen Einteilung der Weltbevölkerung zurück und betont die ‚Bedeutung von Austausch, gegenseitigen Einflüssen und Erfahrungswerten‘. Eine erzählerische Analyse, die bedeutsame Fragestellungen aufwirft und bewertet, deren Bedeutung weit über die vorgestellte regionale Textiltradition hinausreicht.“

Die Jurysitzung fand am 20. Juni 2019 in Berlin statt, verliehen wird der Preis im Oktober/ November 2019 in Berlin. Jurorinnen und Juroren waren Prof. Anna Berkenbusch, Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, Prof. Egon Chemaitis, Designer, Berlin (Vorsitz), Thomas Edelmann, Freier Fachjournalist, Hamburg, Prof. Dr. Florian Hufnagl, Kunst- und Designhistoriker, München, Prof. Susanne Schwarz-Raacke, Kunsthochschule Berlin-Weißensee und Prof. Matthias Wagner K, Kurator/Ausstellungsmacher, Frankfurt/ Main.

Der seit 2003 ausgelobte Design-Förderpreis ist nach Prof. Dr. Wilhelm Braun-Feldweg (1908–1998) benannt. Dieser gehört zu den Pionieren des deutschen Industriedesigns. Als Lehrer, Gestalter und Autor trug er nach 1945 maßgeblich zur Professionalisierung des Faches Design bei.

Mehr Informationen unter: www.bf-preis.de