Symposiumstage
Akt 1: 18.10.2022 // Akt 2: 26.10.2022 // Akt 3: 06.11.2022 // Café im Volkspark
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Guided by the writings of Gloria Anzaldúa, self-described as „chicana dyke-feminist, tejana patlache poet, writer, and cultural theorist“, visual artist Paloma Ayala in collaboration with musician Luna León, reframes Anzaldúa's poetry in a format that invites to sing along, read together, listen and participate. This ‚queerified‘, ‚mexified‘ version of Anzaldúa´s texts, recognizes the importance of re-living her voice. It acknowledges her presence in the contemporary problematics of the Mexican/US border, seen from the perspective of Mexican women, feminists, whose roots and family still live in those spaces.
Karaoke Readings is part of a larger artistic project that explores ways to narrate the space of the delta of the Río Bravo/Río Grande, the Mexican/US border river, and to develop a relationship in solidarity with rurality, water, bodies, and biota from the perspective of a Mexican mujer de frontera. In her project, Paloma questions: How could Anzaldúa´s, and other poetic, female, and cultural agencies lead to create platforms of knowledge creation in favor of the ecologies of the river delta? How could a practice of decolonization of the dominating narrative of violence of the border, create new accesses to the Río Bravo/Río Grande river, both physically and in the collective or personal imaginaries?
In ihrem Vortrag möchte Kathrin Thiele ein Plädoyer für ‚(Wieder)Lesen‘ halten, als eine inspirierende Möglichkeit, kolonial-linear festgeschriebene ZeitRaum-Verhältnisse zu durchbrechen und das transformative Potential feministischer Fabulation auszuloten. Feministische Theorie (hier als Überbegriff gebraucht, der viele unterschiedliche Sichtweisen als miteinander verbunden betrachtet sehen will ohne ihre Unterschiede zu überdecken: queer/trans, critical race, Black Studies, de/postkolonial, posthumanistisch) gründet auf der Annahme, dass es im Denken sowie der Theoriebildung vor allem darum geht, Wandel hervorzubringen, das heißt ‚einen Unterschied zu machen‘. Feministisches Denken ist problem-bezogen, und meist geht es darum, etablierte Denkweisen aufzubrechen, um eine andere als die (im und vom westlichen Denken fortgeschriebene) dualistische Sichtweise anzubieten, die uns einen Horizont eröffnet, die festgefahrene Struktur gewaltvoller Oppositionen zu überwinden und deren inhärent hierarchische Komposition zu verändern.
Aber wie genau stellen wir – kritisch interessierte oder sogar ausgebildete Denker*innen – uns diese Bewegung ‚weg von‘ Dualismus und Hierarchie und ‚hin zu‘ etwas anderem, offeneren und gerechteren Verhältnissen, eigentlich vor? Um nicht dieselben dualistischen Strukturen zu reproduzieren im Versuch sie zu überschreiten, gilt es mit komplexen Denk- und Lektüretaktiken zu arbeiten. In ihrem Vortrag möchte Kathrin Thiele die transformative Bedeutung von ‚Wiederlesen‘ als diffraktionelles Verfahren vorstellen und es mit dem Potential kritischer und spekulativer Fabulation verbinden, die einfaches Fortschrittsdenken (Progress/ion) durchbricht und eine andere Welt als die, die wir kennen, zu denken (und damit zu leben) erlaubt.
Das Thema der frühneuzeitlichen Hexenverfolgungen dient bis heute als Sammelsurium ahistorischer Thesen. So hätten Hexenprozesse im ‚dunklen Mittelalter‘ stattgefunden, seien von ‚der Kirche‘ durchgeführt und als gezielte Verfolgungen gegen Frauen, insbesondere gegen Hebammen und kräuterkundige Personen, initiiert worden. Grundsätzlich zeigen die Quellen jedoch: Die zwischen ca. 1450 und 1750 verhandelten Prozesse wurden nahezu ausschließlich vor weltlichen Gerichten geführt, wobei ein Hexereivorwurf prinzipiell jede Person – Frauen, Männer und Kinder unabhängig von Stand, Konfession, Beruf und Geschlecht – treffen konnte. Die Hexenverfolgungen waren von vielfältigen religiösen, sozialen, politischen, rechtlichen sowie wirtschaftlichen Faktoren abhängig, weshalb sich das Verfolgungsgeschehen hinsichtlich der Intensität, der alltagsmagischen Vorstellungen von Hexerei sowie der Gerichtspraxis in den einzelnen Regionen unterschiedlich gestaltete. Monokausale Erklärungen können der komplexen Thematik damit nicht gerecht werden und erweisen sich häufig als irreführend.
Der Vortrag gibt einen Einblick in die elaborierte Hexenlehre der Frühen Neuzeit und thematisiert darüber hinaus die Verankerung der Hexerei als Strafdelikt in den weltlichen Gesetzgebungen sowie deren mögliche Anwendungen in der Gerichtspraxis. Zudem werden die Ursprünge einiger populärer Mythen, die sich bis heute hartnäckig um die Hexenverfolgungen ranken, vorgestellt.
Im gemeinsamen Gespräch mit der Künstlerin Parastou Forouhar werden wir uns mit dem Zeigen/Nicht-Zeigen, dem Verbergen und der Bedeutung von Sichtbarkeiten in ihren künstlerischen Arbeiten beschäftigen. Insbesondere Forouhars Arbeiten Blindspot (2001), Friday (2003) und Written Rooms (seit 1995) werden im Zentrum des Gesprächs stehen. Das Fragmentarische von Körpern, die Lesbarkeit/Unlesbarkeit von Symbolen und Sprache wird in unterschiedlichen Weisen in diesen Arbeiten verhandelt. Was passiert mit der Betrachter*in in einem Written Room, wenn er*sie inmitten von Zeichen und Mustern steht, die er*sie nicht entschlüsseln kann? Welche Erzählungen und Erfahrungen werden sichtbar gemacht? Was passiert mit einer souveränen, distanzierten Betrachter*innen-Position, wenn das Vertraute plötzlich in etwas Befremdendes kippt?
Die Arbeiten der materialstischen Feministin Silvia Federici zur Geschichte unbezahlter Reproduktionsarbeit und zur unvollendeten feministischen Revolution sind in den letzten Jahren weltweit begeistert aufgegriffen und verbreitet worden. In ihrem Input möchte Susanne Schultz einige wichtige Erkenntnisse aus Federicis Forschungen und politischen Botschaften aufgreifen und überlegen, worin diese große Resonanz genau besteht, aber auch, welche Fragen von aktuellen, gegenhegemionalen Feminismen offengelassen werden.
Der Film The heretics erzählt von der zweiten Welle der Frauenbewegung. Joan Braderman, Regisseurin und Erzählerin, folgt 1971 ihrem Traum, Filmemacherin zu werden und zieht nach New York. Durch Zufall schließt sie sich einem feministischen Kunstkollektiv im Epizentrum der Kunstwelt der 1970er Jahre in Lower Manhattan an. In ihrer Ich-Erzählung zeichnet The heretics die Geschichte eines feministischen Kollektivs und von Kompliz*innenschaften, die Verhältnisse verändern können.
Im Kontext einer aufblühenden Bedeutung der Materie und des Materiellen in den
Geistes- und Sozialwissenschaften kristallisierte sich in den letzten zwei Jahrzehnten eine intellektuelle Strömung heraus, die ihre zentralen Stoßrichtungen aus der feministischen Theorie gewann: der Neue Materialismus. Darin wird der Materie ein „agentieller“ (Karen Barad), „lebendiger“ (Jane Bennett) oder „sensibler“ (Vicki Kirby) Status zuerkannt, wodurch neu-materialistische Ansätze unmittelbar an das feministische Projekt anknüpfen, den Körper nicht als passive Materie und auszubeutende Ressource, sondern als aktiv und in normative Machtverhältnisse verstrickt zu betrachten.
Ausgehend vom Denkstil des Neuen Materialismus möchten Kronbergers Inputs aufzeigen, inwiefern dieser zu einer zu einer fundamentalen Relationalität von (Um-)Welt anstiftet. Jenseits der Trennung von Natur und Kultur, Materie und Bedeutung, plädieren (öko-)feministische Theoretiker*innen aus dem Kontext des Neuen Materialismus für ein gemeinsames Verantwortlich-Sein-im-Antworten (Response-Ability), für das Erzählen kleiner, spekulativer Geschichten von (über)lebensnotwendigen Kodependenzen und für das Wahrnehmen situativer Verstrickungen. In der neu-materialistischen Suche nach Veränderungen nimmt die Kunst eine entscheidende Rolle ein, weil sich mit ihr und durch sie das Erzählen, Darstellen, Affizieren und Sensibilisieren manifestiert. Mit Alisa Kronbergers Inputs zum Neuen Materialismus und durch Ausflüge zum Posthumanismus und Ökofeminismus soll im Gespräch mit den Künstler*innen ein Resonanzraum entstehen, der die künstlerischen Positionen der Ausstellung juicy things mit den theoretischen Inputs verknüpft und neue Verbindungslinien zwischen den Positionen zur Diskussion stellt.
The English-language lecture will give an introduction to the experimental framework of aLifveForms, a set of artificial AlterIdentities [fed and cared for by JP Raether] that mark constructed authorship. Appearances of figures (SelfSisters) such as Transformella cinis, Protektorama or Swarm-Being will be presented and reflected, while instances, sites and practices will be discussed for their respective terms and methods. All of these aLifveForms constitute themselves out of language, technological skins, digital devices and bodies.
aLifveForms' narrative aims to depart from a variety of assumptions on historic forms of magic and witchcraft, biology and procreation as well as tourism as a geopathological form. Instead they will aim to propose a form of hyperbolic speculation or an attempt at a self organized re-construction and evolution of bodies as well identity-making and -unmaking. To aLifveForms, re-engineering these forms is a practice of deliberate dramatization of the real and a flamboyant lifeline towards a radically different cosmology than the one capitalist normality has to offer.
The Performative lecture, Assuming the Ecosexual Position: The Earth as Lover will reflect upon how Annie Sprinkle and Beth Stephens came together as lovers and art collaborators, and how this union led to the conception of the Ecosex Manifesto, the Love Art Laboratory, Sexecology and the EARTH Lab SF. Sprinkle and Stephens’ lecture will present opportunities for participation and how to make environmental movements more sexy, fun and diverse.
Der Dokumentarfilm zeichnet ein relationales Porträt der Philosophin und feministischen Wissenschaftshistorikerin Donna Haraway. Bekannt für ihre bahnbrechenden Arbeiten über Gender, Cyborgs, Tiere und Postkolonialismus, ist Haraway eine leidenschaftliche Geschichtenerzählerin und feministische Denkerin. Weitere Themen des Films sind das Schreiben von Science-Fiction als philosophische Literatur, unkonventionelle Beziehungsgefüge, die Rolle des Katholizismus in ihrer Erziehung, die Unterdrückung von Literatur von Frauen und der Bedarf an neuen postkolonialen und postpatriarchalen Erzählungen.
Friederike Nastold, Annika Sominka, Miriam Lahusen
fempower(at)burg-halle.de
Prof. Bettina Göttke-Krogmann
krogmann(at)burg-halle.de
Alexandra Vögtle// Marie Witte, Katharina Lutat
Das Projekt wird gefördert durch den Europäischen Sozialfonds und das Land Sachsen-Anhalt.