graduiert ≈ präsentiert
Die Stipendiat*innen der Graduiertenförderung des Landes Sachsen-Anhalt 2020 und 2021 stellen aus.

Mittwoch 20.10.2022  17 Uhr

Am Mittwoch den 20.10.2022 um 17 Uhr wird Kuratorin Dr. Jule Reuter mit maximal 14 Personen einen Rundgang durch die Ausstellung geben und gerne Fragen beantworten.

Die Führung ist kostenfrei und benötigt keinerlei Voranmeldung.

 

 

Die Ergebnisse der Graduiertenförderung werden vorgestellt.
Zehn Alumni der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle aus den Fachbereichen Kunst und Design haben im Austausch mit der Hochschule und finanziell weitgehend abgesichert neue Werkkomplexe entwickelt, die nun in der Ausstellung präsentiert werden. Kuratiert von Dr. Jule Reuter in Zusammenarbeit mit Flora Taubner.

 

Jantje Almstedt
2018 Diplom Keramik bei Prof. Martin Neubert

Jantje Almstedt hat sich im Rahmen des Graduiertenstipendiums mit Bodybuilding, verstanden als Bildhauerei am eigenen Körper, beschäftigt. Ausgehend von Themen wie Selbstoptimierung, permanentem Leistungsanspruch und körperlichen Idealbildern erkundet sie künstlerisch, inwiefern sich diese Einflüsse auf unser Körperverständnis und die Beziehung zu unseren Körpern auswirken. In einer komplexen Rauminstallation schafft Jantje Almstedt Verbindungen zwischen quellenden Muskelmassen, unter Druck stehenden Körperfragmenten, Therabändern und Calisthenicsgerüsten.

 


Etienne Dietzel
2019 Diplom Bildhauerei/Figur bei Prof. Bruno Raetsch

„In einem Nebel, so dicht, dass sein Blick kaum bis zum Boden reicht, sucht ein Wanderer den höchsten Gipfel einer Gebirgskette. Tastend setzt er seine Schritte möglichst steil bergauf. Nach jedem Tritt in die Tiefe dreht er sich, bis ihn der Untergrund wieder bergauf führt. Geduldig voranschreitend, findet er nach langem Irrgang den Punkt, von dem er nur noch herabschreiten kann: Doch von der Spitze zeigt sich statt der weiten Landschaft weiterhin nur die weiße Wand aus Nebel. Er wird nie sicher wissen, ob er den höchsten Punkt tatsächlich erreicht hat oder nur eine unter vielen Spitzen, die unterhalb des Gipfels liegen.“ Mit diesem geläufigen Bild zur Erläuterung eines Optimierungsalgorithmus, der u.a. bei der Modellentwicklung von Machine Learning Anwendung findet, leitet Etienne Dietzel die Arbeit Gradient Descent ein. Sie ist Teil seiner umfassenden Untersuchung technischer Bilder als Visualisierungsform modellhafter Darstellungen von Wirklichkeit.

 


Julia Eichler
2018–19 Meisterschülerin bei Prof. Bruno Raetsch
2018 Diplom Bildhauerei/Figur bei Prof. Bruno Raetsch

Julia Eichler beschäftigt sich als Bildhauerin mit der Dekonstruktion von Wirklichkeit und der Imagination von Möglichkeiten. Sie hat ein spezielles Abformverfahren entwickelt, bei dem Oberflächen architektonischer Elemente und Baustoffe durch Pappmaché als Trägermaterial reproduziert werden. Es entstehen Negativduplikate mit Spuren der Realität, da neben der abgeformten Textur auch Farbschichten und Materialreste haften bleiben. Die daraus entstandenen Objekte suggerieren aufden ersten Blick Schwere und Stabilität. Ihre tatsächlichen Eigenschaften, wie das geringe Gewicht und die Formbarkeit, ermöglichen gewagte Konstruktionen, die das Statische befragen und die Funktionalität von Wänden und Mauern ad absurdum führen.

 


Kaur R. Hensel
2017 Master of Conceptual Fashion Design bei Prof. Heike Becker und Prof. Joachim Schielicke
Instagram: @kaurhensel @haemd.art

„Wenn meine Seele Kleidung shoppen würde, hätte sie dasselbe ausgesucht, was meinen Kleiderschrank jetzt füllt?“– Ein großer Teil unserer heutigen Mode bezieht sich auf Trends und Markenimages. Dabei spielen Funktionalität und Tragekomfort eine große Rolle bei der Schaffung unserer eigenen Bekleidungshülle, sprich dem eigenen Style. Die Frage nach der eigenen Identität wird mit dem eigenen Körper, dem Freundeskreis, persönlichen Interessen sowie Sexualität etc. beantwortet. Eine Frage wird jedoch immer vergessen: „Was ist mit der Seele?–Wie sieht meine Seele aus? Wie fühlt sich meine Seele? Wie würde meine Seele sich bekleiden? Und welchen Style hätte meine Seele?“

 


Lisa Kohl
2017 Diplom Bildhauerei/Metall bei Prof. Andrea Zaumseil

Lisa Kohl präsentiert eine skulpturale Soundinstallation, die als Ausgangspunkt den Erfahrungsbericht eines blinden Passagiers auf seiner Flucht versinnbildlicht. Diese kaum greifbare Ausnahmesituation wird in eine akustisch-räumliche Zone übersetzt, die uns als Besucher*innen an die eigenen Wahrnehmungs- und Belastungsgrenzen führt. Umgesetzt hat Lisa Kohl diese Arbeit mit der professionellen Unterstützung des Sounddesigners Sören Schenk.

 

Florian Schurz
2018 Diplom Zeitbasierte Künste bei Prof. Michaela Schweiger

Florian Schurz ist mit dem Vorhaben gestartet, sich mit verschiedenen Vorstellungen von Männlichkeit zu beschäftigen. In seinen kurzen Videoanimationen sprechen fotorealistisch gestaltete männliche Avatare über ihre Emotionen und treten in einen empathischen Dialog. Dabei sprechen sie über die Unfähigkeit, bestimmte Gefühle zu empfinden oder über die Scham, überhaupt darüber zu sprechen. In der Ausstellungssituation bilden die Videos zusammen mit mehreren Latexobjekten, welche auch als 3D-Scan in den Videos erscheinen, eine eigene Welt. Unter anderem durch die Verdopplung im physischen und im digitalen Raum entsteht eine Art Uncanny Valley, das zum Nachdenken über den Umgang mit Emotionen und Geschlecht einlädt.

 


My Schweer
2019 Diplom Textile Künste bei Prof. Caroline Achaintre

KONSTRUKTION_S__MACHT__VERSCHIEBUNG. My Schweer setzt sich künstlerisch mit Konstruktionen und Fragen des Konstruiert-Seins auseinander. In ihrer Deutung steht die Konstruktion sowohl für die produktive, realitätsschaffende Funktion sozialer Normen als auch für deren begrenzende, gewaltvolle Wirkung. Durch ihre modulare, auf Dreiecken basierende Struktur, verlässt Schweers Konstruktion den Bereich starrer, binärer Denkstrukturen zu Gunsten von Beweglichkeit und Komplexität. Farbintensive, transparente Stoffbahnen bespielen diese Konstruktion. Geometrische Muster durchlaufen hierbei eine Permutation, während sie mit der Gitterstruktur interagieren. In Versuchen, sich anzupassen oder auszubrechen, können sich Verhaltens_Muster an den vorhandenen Strukturen reiben und ein Spannungsfeld zwischen der Suche nach Heilung und dem Mut zu Protest eröffnen.

 


Ana Streng
2018 Diplom bei Prof. Ulrich Reimkasten

Während ihres künstlerischen Forschungsprojekts "Auf der Walz" war Ana Streng mehrere Wochen unterwegs, um der Bedeutung des Textilen in der Kultur verschiedener Länder nachzuspüren. Ihr Motto Follow the line hat sie unter anderem nach Indien geführt. Angeregt von dieser Reise und den vielen, auch praktischen Erfahrungen hat sie in ihrer weiteren Arbeit den Prozess als Zusammenspiel von Linie/Verlauf und Punkt/Moment thematisiert. Intuitives Zeichnen wird dabei mit dem präzise geplanten Vorgang des Webens zusammengebracht. Die Künstlerin hat Bezüge zu Kolam, einer indischen Bodenmalerei, sowie zu Ikat, einer textilen Musterungstechnik, aufgenommen und abstrahiert sowie eigene Erfahrungen beim Färben mit Naturfarbstoffen einfließen lassen.

 


Susann Weißhaar
2016 Diplom Zeitbasierte Künste bei Prof. Michaela Schweiger

Die Figur des Narren ist allgemein bekannt, sie ist in unserer Kultur verankert und lebt zu bestimmten Gelegenheiten und an bestimmten Orten auf–zu Zeiten von Karneval und Fastnacht oder im Theater. Susann Weißhaar fragt ausgehend davon–und unter Eindruck der Pandemie–nach den Möglichkeiten der Narrenfigur und des karnevalisierten Raumes in unserer heutigen Gesellschaft. Es geht um nicht weniger als um Wahrheiten, Regelbrüche und Träume. All diese Überlegungen führten dazu, eine Art Selbstgespräch mittels dreier Narren zu inszenieren. In der Ausstellung und auf sie bezogen werden Fragen zu Kunst und Leben gestellt und unerwartete Antworten gegeben.

 


Margarita Wenzel
2019–20 Meisterschülerin von Prof. Julia Kröpelin
2018 Diplom Textile Künste bei Prof. Julia Kröpelin und Prof. Ulrich Reimkasten

Die Reise zum Mond ist ein immer wieder neu bearbeitetes Thema in den verschiedenen Künsten und verbindet diese mit den wissenschaftlichen Fragen ihrer Zeit. Margarita Wenzel macht sich dies in ihrem künstlerischen Projekt Einmal zum Mond zunutze, indem sie den Fortschrittsglauben im postindustriellen Zeitalter sowohl auf seine fiktionalen als auch auf seine technischen Mittel hin untersucht. Die Mondreise als Narrativ und Forschungsthema erlaubt ihr dabei vielfältigste Anknüpfungsmöglichkeiten und Interpretationen. Mit eigenen „Forschungsergebnissen“ schafft sie unterschiedliche Erzählebenen und Zeitstränge. Ihre zeichnerischen, objekthaften und fotografischen Arbeiten beziehen sich u.a. auf die Mondmissionen staatlicher und privatwirtschaftlicher Unternehmen und deren Diskurs über eine vermeintliche Zukunft auf dem Mond.
 

Laufzeit: 13.10 bis 7.11.2021
Öffnungszeiten: Täglich 14–19 Uhr
Ort: Burg Galerie im Volkspark, Schleifweg 8a, 06114 Halle (Saale)
Eintritt: Kostenfrei und ohne Voranmeldung. Das Tragen einer Mund-Nase-Bedeckung ist für die Gäste jedoch verpflichtend.

Eröffnung: 12.10.2021 ab 19:30 Uhr

Begrüßung: Prof. Rolf Wicker, Prorektor der BURG
Einführung: Dr. Jule Reuter, Kuratorin der Burg Galerie im Volkspark

Sonntags: Führungen mit Studierende der Kunstpädagogischen Studiengänge durch die Ausstellung (max. 14 Personen, ohne Voranmeldung)

Bitte informieren Sie sich vor Ihrem Besuch über mögliche Änderungen der Corona-Bestimmungen.