Thomas Purgand, Burg-Absolvent und Werkstattleiter der Zeitbasierten Künste, gewinnt im Künstlerduo mit Birgit Bublak den mit 15.000 Euro dotierten Wettbewerb „Think Bauhaus. Building Jewellery in Architecture“ der Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt für ihren Entwurf „CarChandalier100“.

Aus Anlass des 100. Bauhausjubiläums lobte die Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt den Wettbewerb Think Bauhaus. Building Jewellery in Architecture an der Großgarage Halle-Süd aus. Entstehen sollte ein temporäres Kunstwerk im Geist des Bauhaus-Manifestes von Walter Gropius.

Am vergangenen Freitag, 10. Mai 2019 kürte die Jury den mit 15.000 Euro dotierten Siegerentwurf „CarChandelier100“ von Birgit Bublak und Thomas Purgand, beide Alumni der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle. Thomas Purgand ist zudem seit 2016 als Werkstattleiter in der Studienrichtung Zeitbasierte Künste an der BURG tätig. Der Entwurf des Künstlerduos, bei dem 99 Bobby-Cars in der Großgarage zu einem abstrakten Kronleuchter vereint werden, überzeugte das Preisgericht. Die Arbeit nimmt das Thema Auto auf und arbeitet mit dem großen, leeren Raum, ohne dessen Erlebbarkeit zu stören. Durch die Überhöhung von 99 Bobby-Cars in der Installation verwenden sie das Automobil als Schmuckstück und nutzen die Ironie der kinderleichten Serienkopie für ihre zweideutige Aussage: Die Automobile werden zu einem Chandelier, der lange Zeit nur ein exklusives Luxusgut war wie auch das Auto. Die Arbeit lässt sich ebenso humorvoll wie sozialkritisch lesen: Zu ihrer Entstehungszeit war die Großraumgarage eine Unterbringungsmöglichkeit für einen nur wenigen vorbehaltenen Luxusartikel. Heute ist das Auto ein für viele erschwinglicher Gegenstand und hat seinen exklusiven Wert – zumindest in der westlichen Welt – verloren. Vom Objekt großbürgerlicher, herrschaftlicher Fahrer wurde es zum (kindlichen) Allerweltsartikel. Die Bobby-Cars stehen in ihrer Gleichartigkeit in Farbe und Form zudem für das Serielle, das einst Thema am Bauhaus war. Lobend gewertet wurde auch das partizipatorische Moment der Installation: Am Ende werden die Bobby-Cars an Kindereinrichtungen in Halle übergeben. Ein Bobby-Car, das 100., wird in einer Parkzelle ihren Platz finden. Hier erklären Birgit Bublak und Thomas Purgand vor Ort ihr künstlerisches Konzept und nennen außerdem die 100 Orte der „Grand Tour der Moderne“, die unter der Schirmherrschaft von Staatsministerin Prof. Monika Grütters stehen.

Die Großgarage Halle-Süd, Pfännerhöhe 70, ist eines der ältesten Parkhäuser Deutschlands und ein bedeutender Sachzeuge der Technikgeschichte. Errichtet wurde das straßenbildprägende Parkhaus nach amerikanischem Vorbild auf Initiative des halleschen Bauingenieurs und Bauunternehmers Walter Tutenberg am Rand der Luthersiedlung im Süden Halles. Das Gebäude, in Stil und Funktion des Neuen Bauens errichtet, war seinerzeit der Architektur weit voraus. Die eindrucksvolle Eisen-Glas-Konstruktion von neun Metern Breite und 15 Metern Höhe erstreckt sich über vier Geschosse. Das fast vollständig verglaste Dach belichtet die Halle zusätzlich. Beidseitig befinden sich in vier Ebenen die Parkboxen, die durch eiserne Rolltore geschlossen werden konnten. Die Garage bot seit ihrer Eröffnung im Februar 1929 neben der Möglichkeit, Kraftfahrzeuge äußerst platzsparend auf vier Ebenen zu parken, zudem Dienstleistungen wie Autowäsche, Reparatur sowie Kurier- und Lotsendienste für die automobile Kundschaft an. Es befanden sich außerdem ein Frisiersalon, eine Tankstelle und ein Aufenthaltsraum mit Schlafgelegenheiten für die Chauffeure auf dem Gelände. Um die Wünsche der Kundschaft bemühten sich 28 Angestellte. Im Jahr 2009 sanierte der Bauverein Denkmal GmbH das Objekt. Insgesamt 19 Künstlerinnen, Künstler und Künstlerduos beteiligten sich am Wettbewerb.

Einweihung des Siegerentwurfs
Öffentliche Einweihung von „CarChandelier100“: 31. August 2019, 18.30 Uhr.
Ort: Großgarage Halle-Süd, Pfännerhöhe 70, 06110 Halle (Saale)
Auslober und Wettbewerbsdurchführung: Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt