Initiator: Louis Möckel
Exkursion nach New York vom 15. - 26. Februar
Teilnehmende aus den Studiengängen: Innenarchitektur, Multimedia|VR-Design, Mode, Textildesign, Industriedesign, Buchkunst, Grafik, Zeitbasierte Künste, Kunstpädagogik, Kunst (Lehramt)
Spieglein Spieglein, New York City Fotografie Exkursion
Bunte Bilder schillern in den Scheiben der Gates Street. Sonnenlicht fällt durch die groben Glasmosaike unserer Metro Station in Brooklyn, von wo aus jeder Tag seinen Lauf nimmt. Es ist Mitte Februar und wir sind für zwölf Tage zwölf gemeinsame Reisende, die am Gleis des Jamaica Trains erwartungsfroh in den Zug Richtung Manhattan steigen. Die silberne Subway rauscht mit uns über die Brooklyn Bridge und wir staunen aus dem Fenster, von wo aus sich die in unseren Köpfen schwebende Silhouette einer Stadt zur Skyline verwirklicht. Wir tauchen ein in die real gewordene Kulisse der glitzernden Bauten und tauchen ab in das unterirdische Netz der Jamaica Line. Das Bahnsteigmosaik aus Buntglas wird zu Fliesen, die die Tunnel buchstäblich untermalen. Die Stationen erzählen Geschichten, die wir nicht nur aus Filmen und Liedern kennen, sondern jetzt auch unsere eigenen werden.
In den Händen halten wir Apparate, unsere Zeigefinger lösen klickende Geräusche aus. Mit uns ist stets die Kamera, Protagonistin unserer Reise. Eine Wegbereiterin, die dabei hilft, die Dimensionen dieser Stadt im Ausschnitthaften zu begreifen und uns einen Blick verleiht, der ein anderer wird, sobald er durch die Linse fällt.
In den Straßen von New York City schreien die leuchtenden Logos um die Wette. Die Reklame entfachen Dialoge, denen du dich nicht entziehen kannst. Die großen Marken und Ketten bannen deine Sinne und multiplizieren sich am Times Square. Am Wegesrand stapeln sich Häufchen schwarzer Tüten, Müll als charmant drapierte Plastik, die verpackte Zeichen von Konsum setzen. Die Superlative ist Gefährtin unserer Streifzüge, hält uns zwischen gelben Taxen und weiß qualmenden Gullis auf Trab. Führt uns von den Streets in die Studios der Fotografen auf die Dachterassen von SoHo. Die Ausdehnungen der Stadt werden vertikal und horizontal spürbar. Avenues wandeln sich von uptown durch midtown nach downtown im Gesicht der neighboorhoods. Wolkenkratzende Türme in Silberblau werden zu Fassaden aus Backstein und Feuerleitern. Die numerischen Straßenfluchten verlaufen rigeros geradlinig und flach und deine Orientierung spielt dir crosstown Streiche.
In Manhattan und Brooklyn legen wir die meisten Meilen zurück. Wir durchqueren aber auch die Boroughs Queens und The Bronx und mischen uns in Ladenpassagen, Linienbussen und Kantinen unter die multikulturellen New Yorker. Einige von uns fahren nach Coney Island, um am Inselstrand auf die Wellen zu schauen und Urlaub von der flimmernden Farbenflut zu nehmen. Der Lichterteppich rollt sich jeden Abend mit der dämmernden City verheißungsvoll aus und trägt uns in schwindelnder Höhe auf das Plateau des Rockefeller Center.
Die Bilder draußen lösen sich ab mit denen drinnen der großen Museen. Wir verlieren uns in der überwältigenden Sammlung des Metropolitan Museum, bleiben vor den Werken von Weltruhm im Museum of Modern Art stehen und kreiseln im Schneckenhaus des Guggenheim empor. Wir lassen uns durch Labore und Dunkelkammern der Studierenden des International Center of Photography führen, landen später im gleichnamigen Museum und schauen Fotokunst. Am Pratt Institute bekommen wir eine Führung am weitverzweigten Campus der Kunsthochschule. Wir ziehen mit einem New Yorker Straßenfotografen durch die Metropole und knipsen uns durch die 5th Avenue.
Wir halten Schritt im Taktgefühl dieser geladenen Stadt, in der Ziffernblätter rar sind. Lassen uns treiben zur pulsierenden Hauptschlagader der fahrenden Züge, dem Bahnhof der Bahnhöfe, dem Grand Central Station, wo wir unter dem Sternenhimmel der Hallendecke Tierkreiszeichen aufspüren. Des späten Abends kehren wir zurück in unseren heimeligen Unterschlupf eines amerikanischen Reihenhauses und unsere Dollars werden zu Snacks vom Deli Shop next door.
Big Apple schmeckt nach Burgern in Brooklyn, klingt nach den Sirenen der NYPD und trägt ein Stück der grünen Schale Lady Libertys, die unerschütterlich die Flamme schwingt.
Wir passieren zum letzten Mal das Drehkreuz der Gates Street. Es wird dunkel in der niemals schlafenden Stadt. Die Fenster am Gleis sind schwarz und warten auf die Morgenlichter des nächsten Tages, den wir mit dem Flieger einholen werden. Die Aufnahmen unserer Apparate sind von größerem Gewicht als die Filmrollen und Speicherkarten im Gepäck. Die Bilder sind gefüllt mit Geschichten. Sie fielen durch Linsen auf Augen und hinterlassen das Leuchten der Stadt in unseren Köpfen. Spieglein Spieglein, New York City.
Text: Josephine Menzel