Initiatorinnen: Prof. Dr. Mirjam Schaub, Prof. Dr. Veronica Biermann
Exkursion nach Rom vom 17. - 24. Februar
Teilnehmende aus den Studiengängen: Spiel- und Lerndesign, Innenarchitektur, Editorial Design, Industriedesign, Design Studies, Textile Künste, Zeitbasierte Künste, Bildhauerei Metall, Bildhauerei Figur, Grafik, Kunst Lehramt, Buchkunst
Ein kurzer Bericht über eine lange Exkursion: Rom sehen und (fast) sterben. Eine Reise in die Übertreibung
Wer immer die Idee hatte eine Gruppe von einundzwanzig Studierenden der Kunst und des Designs sowie drei Dozentinnen nach Rom zu verfrachten, sie gemeinsam in ein Kloster mitten in Monti, dem ältesten besiedelten Teil der Stadt, zu stecken und sie von dort aus acht Tage lang über sieben Hügel, durch weit mehr als zweitausend Jahre Kunst-, Kultur- Architektur-, Design- und Philosophiegeschichte, einen Haufen Ruinen, gefühlte fünfundsiebzig Kirchen, komplexe Religionsgeschichten und Kultpraxen, vielschichtige städtebauliche Entwicklungen, eine Reihe von Museen und - nicht zu vergessen - mehrere Restaurants zu jagen; es war eine gute Idee.
Die erste Ecke, um die wir gemeinsam bogen, bot bereits alles auf, was diese Stadt ausmacht: eine leicht abschüssige Strasse gepflastert mit den Sampietrini aus Basalt, vorbei an einem kleinen Tischlereibetrieb, ein Falegname, der auf einem handgeschriebenen Schildchen damit drohte, aus jedem Auto, das vor seiner Werkstatt parke fa legname zu machen, sprich, Kleinholz. Vorbei also an einem Laden unprätentiöser Handwerkstradition, vorbei auch am lokalen Markt des rione monti rannten wir, den Blick leicht hebend, gegen eine Wand. Ein gewaltiges Gebilde aus Tuffsteinen geschichtet, das uns sogleich zu Zwergen machte, drei Säulenschäfte, drei korinthische Kapitelle, ein riesiges Gebälk, die Reste des Mars Ultor Tempels Kaiser Augustus’. Dessen Rückseite, um genau zu sein, eine Brandmauer, deren Wucht im Mittelalter dazu reizte, eine Festung darauf zu errichten und die Humanisten der Renaissance glauben ließ, es mit einem Kaiserpalast zu tun zu haben, weshalb so gut wie jeder Palast, der jemals gebaut worden ist, sich letztlich hieran orientiert hat. Das waren die Eindrücke der ersten fünf Minuten unserer Romexkursion.
Hinter der Wand dann das Tal mit dem Forum Romanum, dem Kolosseum, der Maxentiusbasilika und dem Trimphbogen des Septimius Severus. Zwei Hügel, der Palatin mit den Kaiserpalästen und den Farnesischen Gärten und der Kapitolshügel mit Michelangelos Platzanlage, dem vergoldeten Reiterdenkmal aus Bronze von Marc Aurel und der Sicht auf denjenigen Teil der Stadt, der sich auf dem Gebiet des ehemaligen Marsfeldes über die Jahrhunderte bis heute entwickelt hat. Mit dem Platz, der ehemals das Innere des Stadions Kaiser Domitians war und heute ein städtischer Außenraum ist: die piazza Navona in deren Mitte ein Brunnen steht, den vier lagernde Flussgötter flankieren, deren Wasser noch heute von dem letzten funktionsfähigen Aquädukt, der acqua virgo, gespeist wird und den ein Obelisk bekrönt, der von der via Appia Antica hierher transportiert worden ist. Mit dem Pantheon, der als Rundtempel vieler Götter sich nur so gut erhalten hat, weil er im 7. Jahrhundert als Kirche allen Märtyrern geweiht wurde.
In einen einzigen Exkursionsbericht passt nicht, was wir alles gesehen haben. Nur so viel vielleicht noch. Auch die via Appia Antica stand auf dem Programm, da der Tag jedoch sehr stürmisch war, wichen wir aus in die Räume des MAXXI von Zaha Hadid. Dem Museum der Kunst des 21. Jahrhunderts, das uns wieder erdete und uns unserer eigenen Zeit mit ihren eigenen Problemen zurückgab. In die Campagna sind wir dann am nächsten Tag hinausgefahren und die umgestürzten Zypressen quer über die antike Strasse haben uns recht unmissverständlich verdeutlicht, dass mit Seminartiteln kein Spaß getrieben werden sollte.
Text: Veronica Biermann