Gestern Abend wurden im Volkspark Halle die GiebichenStein Designpreise 2014 der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle verliehen. Fünf GiebichenSteine wurden an vier herausragende Projekte im Design vergeben.
Die Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle hat den GiebichenStein Designpreis in diesem Jahr zum dritten Mal ausgeschrieben. Teilnehmen konnten Studierende aus dem Fachbereich Design, und zwar mit Projekten und Arbeiten, die sie zur Jahresausstellung im Juli 2014 zeigen konnten. Die Auszeichnung verfolgt das Ziel, die Debatte über Arbeiten zu intensivieren und den Dialog und das Beziehen von Positionen zu fördern. Der GiebichenStein Designpreis ist außerdem mit der Initiative verbunden, ausgewählte Arbeiten, Projekte und Veranstaltungen fotografisch zu erfassen, strukturiert zu dokumentieren und sie als Zeitzeugnisse der BURG zu archivieren.
Fünf Kategorien
Mit einer Trophäe aus rotem Porphyr, dem Gestein jenes Massivs, auf dem die Burg Giebichenstein über der Saale thront, wurden Entwürfe in folgenden Kategorien prämiert:
1 - GiebichenStein für die beste Kommunikation
2 - GiebichenStein für die beste Idee / das beste Konzept
3 - GiebichenStein für das engagierteste Anliegen
4 - GiebichenStein für das interessanteste Experiment
5 - GiebichenStein der Freunde
Preisträger/Jury
Aus dem Konvolut der nominierten Arbeiten wählte eine externe Jury im September den jeweiligen Preisträger der Kategorien 1 – 4 und bestimmte jene Arbeit, die von der Culturtraeger GmbH angekauft und in die Sammlung des Grassi-Museums Leipzig aufgenommen wird. Der Jury gehörten an: Eva Howitz, Leipzig (Modedesignerin), Karim Sabano, Erfurt (Innenarchitekt), Ruben Cuellas Is, Berlin (Kommunikationsdesigner), Bastian Müller, München (Industriedesigner) und Heike Philipp, Hof (Designerin/Keramik).
Neben dieser Jury wird mit der fünften Kategorie, dem GiebichenStein der Freunde, vom Vorstand des Freundes- und Förderkreis der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle e.V. eine Art Publikumspreis an eine der nominierten Arbeiten vergeben.
Darüber hinaus wählt das Stadtmuseum Halle ein Projekt aus, um es für ein Jahr in ihrer ständigen Ausstellung als Beispiel für das Designstudium an der BURG zu zeigen.
Preise
Der Freundes- und Förderkreis der BURG dotiert jeden der fünf GiebichenSteine mit 500 €.
Ferner werden den Autorinnen und Autoren der nominierten Wettbewerbsbeiträge die professionell erstellten Fotografien ihrer Arbeiten zur persönlichen Verwendung zur Verfügung gestellt.
Alle nominierten Arbeiten werden in das Hochschularchiv aufgenommen, im Jahrbuch 2014 der BURG publiziert und im Stadtmuseum Halle ein Jahr lang elektronisch präsentiert.
Die Preisträger der GiebichenStein Designpreise 2014
In der Kategorie Beste Kommunikation siegte Robert Deutsch für seine Masterabschlussarbeit im Kommunikationsdesign mit dem Titel „Alan Turing“, betreut von Prof. Georg Barber. Deutsch verfasste eine Graphic Novel, in der er die Biographie des britischen Mathematikers und Kryptoanalytikers Alan Turing verarbeitete.
In der Jurybegründung heißt es, Robert Deutschs Arbeit sei ein Beispiel „für gelungenes Weiterdenken und kluges Interpretieren“. Farbenfroh und mit hoher Könnerschaft vermittle er dem Betrachter die Geschichte einer faszinierenden Persönlichkeit. „Jede einzelne Seite der Graphic Novel birgt eine Überraschung. Alles ist außergewöhnlich bündig und eigensinnig gearbeitet, ein Kunstwerk jagt das nächste.“
In der Kategorie Beste Idee / Bestes Konzept wurde Malte Westphalen mit einem GiebichenStein für seine Arbeit „Die im Design ignorierten Dinge“ ausgezeichnet, eine Masterabschlussarbeit im Industrial Design, betreut von Prof. Guido Englich und Prof. Dr. Matthias Götz. In seinem Entwurf eines Tisches, der alle Nutzungsmöglichkeiten umfasst, schuf er ein monumentales Designobjekt, welches die Frage nach der Bedeutung des Weglassens und Vergessens als festen Bestandteil im gestalterischen Prozess ins Zentrum rückt.
Malte Westphalens Entwurf sei kompromisslos und bringe gleichzeitig konsequent und vielschichtig die Kompromisse des Entwerfens selbst zusammen, so die Jury. Er zeige eine „konzentrierte Auseinandersetzung mit der Thematik, mit den von ihm ausgemachten im Design ignorierten Dingen“. Der Entwurf würde so zu einer Art Manifest, einem Plädoyer über das Entwerfen und gleichzeitig auf eine charmante, überhöhte Art und Weise zum Kern der Arbeit selbst.
Der GiebichenStein der Kategorie Engagiertestes Anliegen ging an Antje Mönnigs Projekt „Unmöglich. Aber machbar. – Inklusion für blinde und sehbehinderte Schüler“, ihre Masterabschlussarbeit im Kommunikationsdesign, betreut von Prof. Anna Berkenbusch. Aufbauend auf persönlichen Interviews zum Thema Inklusion hat Mönnig ein Projekt geschaffen, das nicht-sehbehinderten Lesern nahebringen will, was eine Sehbehinderung in der Schule bedeutet.
Die Arbeit, so die Jury, beeindrucke nicht nur durch das formulierte Anliegen, sondern vor allem durch ihre inhaltliche und formale Vielschichtigkeit. „Mit der nötigen Offenheit und ohne moralisch-pädagogischen Zeigefinger schafft Antje Mönnig Verständnis sowohl für die Relevanz, als auch für die Widrigkeiten des pädagogischen Ansatzes der Inklusion.” Gleichzeitig ließe sie dem Betrachter die Wahl, sich inhaltlich tief mit Fragestellungen und Personen zu beschäftigen oder einfach nur (foto)grafisch und haptisch zu stöbern.
Doppelt prämiert wurde das Projekt „Falscher Hase – Bugs’ Bunny“ von Carolin Schulze, aus dem 2. Semester des Studiengangs M.A. Industrial Design, betreut von Gastprofessor Christian Zöllner. Es erhielt sowohl den GiebichenStein für das Interessanteste Experiment als auch den GiebichenStein der Freunde, der vom Freundes- und Förderkreis der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle e.V. verliehen wird.
Carolin Schulzes Arbeit befasst sich mit der Frage nach einer nachhaltigen und ethisch vertretbaren Ernährung und der westeuropäischen Abneigung gegen Insekten als alternatives Nahrungsmittel. Mit einem 3D-Drucker wird eine spezielle Mehlwurm-Rezeptur in die Form von Hasen gebracht und anschließend gekocht und verkostet. In der Jurybegründung der Kategorie Interessantestes Experiment heißt es: „Carolin Schulze gelingt es auf charmante Weise, unsere Essgewohnheiten kritisch zu hinterfragen und an kulinarische Grenzerfahrungen heranzuführen.“ Das Projekt sei mehr als nur ein Experiment, sondern ein Plädoyer für verantwortungsvollen Umgang mit unserer Umwelt. Die Jury des GiebichenSteins der Freunde attestiert der Arbeit “eine hintergründig notwendige Ernsthaftigkeit, aber eine ebenso ausgleichende, fast parodistische Fröhlichkeit”. Dieser moralisch und ökologisch vertretbare Gegenentwurf sei eine Handreichung zur Überwindung traditioneller Nahrungsgewohnheiten und Ressentiments.
Mehr Informationen zum GiebichenStein Designpreis finden Sie unter www.burg-halle.de/hochschule/hochschulkultur/giebichenstein-designpreis.html.
Ausstellung
Alle für die GiebichenStein Designpreise nominierten Arbeiten werden vom 15. bis 22. Oktober 2014 in der Burg Galerie im Volkspark ausgestellt.
Ausstellung GiebichenStein Designpreis 2014
Burg Galerie im Volkspark
Schleifweg 8 a
www.burg-halle.de/galerie
Mo – Fr 14 – 19 Uhr, Sa – So + Feiertage 11 – 16 Uhr. Der Eintritt ist frei.