Die Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle trauert um den Grafiker und Maler Ronald Paris, der von 1993 bis zu seiner Emeritierung 1999 Professor an der BURG war und am 17. September 2021 im Alter von 88 Jahren verstarb.
Sein langjähriger Kollege, der Grafikdesigner Prof. Helmut Brade, erinnert sich:
„An der Volksbühne Berlin habe ich Ronald Paris kennengelernt. In den 70er Jahren hat der Regisseur Benno Besson bildende Künstler zu Bühnenbildern verführt. Ronald war damals durch seine expressiven realistischen Bilder und zahlreiche Ausstellungen schon ein bekannter Maler. Er machte die farbenreiche Ausstattung zu König Hirsch von Carlo Gozzi. Seine kraftvolle, unverbildete künstlerische Bildsprache war eine Sensation.
Viele Jahre später waren wir Kollegen an der Hochschule Burg Giebichenstein. Er im Fachbereich Kunst, ich im Fachbereich Design. Im Grundstudium hatten die Studierenden beider Fakultäten gemeinsame Aufgaben, auch beim Aktzeichnen. Meine Beziehung zu Ronald war lose, wurde aber bei den Zwischenprüfungen auf lustige Weise eng. Er konnte es überhaupt nicht leiden, wenn Studierende das Zeichnen nicht ernst nahmen. Als nun die vielen schicken Aktzeichnungen auf den Tisch kamen, war er über den Mangel an echtem Studium und die Rettung in ästhetisierende Flüchtigkeit entsetzt. Er schlug vor, alle Zeichnungen, auf denen Hände und Füße weggelassen waren, auszusortieren. Es waren keine Torsi, denn die entstehen erst, wenn man vollkommenen Figuren Hände und Beine abschlägt. Hätte man hier die fehlenden Gliedmaßen ersetzt, wären Kretins entstanden, da eben die Proportionen hinten und vorn nicht stimmten. Da verstanden wir uns sehr gut. Es blieben nur wenige Zeichnungen übrig. Die Lektion war deutlich und auf produktive Weise kritisch. In ähnlicher Weise habe ich mehrfach diese pädagogischen Fähigkeiten kennen und schätzen gelernt. Für die Hochschule war seine vitale aufbauende Tätigkeit ein großes Glück.
Ronald Paris hat bis ins hohe Alter künstlerisch gearbeitet. Sein heiterer Umgang mit ernsthaften, und auch mythologischen Themen war für uns anregend und immer wieder Anlass zur Freude.“
Ein weiterer Kollege, Prof. Hermann Weber, übermittelte uns ein schönes Zitat von Roland Paris:
„… ein neuer Aufbruch kommt bestimmt. Alle Verhältnisse sind nur Verhältnisse. Sie sind von Menschen gemacht und können von Menschen verändert werden. Ich glaube daran, dass die Welt freundlicher gestaltet werden kann. Und ich denke, unsere Erfahrungen und Enttäuschungen könnten noch nützlich sein.“ (Junge Welt/ 21.09. 2021, S. 11)
Wir verlieren einen beeindruckenden und einen geschätzten Kollegen. Der Familie, den Angehörigen und Freunden gilt unsere Anteilnahme und unser aufrichtiges Beileid.
Prof. Dieter Hofmann Prof. Andrea Zaumseil
Rektor Dekanin des Fachbereiches Kunst