Entwicklung von industrietauglichen Druckfarben und Druckverfahren
auf der Basis von Naturfarbstoffen und natürlichen Komponenten
Im Verbundprojekt „Organic Prints“ entwickelte das Textildesign der Burg gemeinsam mit der Textildruckerei KBC und dem Versandhaus für Naturtextilien hessnatur erstmals Druckfarben auf Basis nachwachsender Rohstoffe für den industriellen Textildruck. Mit der Frühjahrskollektion 2019 brachte hessnatur zwei Seidenblusen auf den Markt, die mit den Organic Prints Farben bedruckt sind.
Über 3 Jahre wurde in der hochschuleigenen Textilwerkstatt an unterschiedlichen Parametern geforscht, Testreihen durchgeführt und im Austausch mit den Industriepartnern alle produktionsrelevanten Verfahren getestet und weiterentwickelt. Auf diesem Weg konnten die optimalen Rezepturen im Hinblick auf die Qualitätsmerkmale Farbtiefe, Schweiß-, Wasch-, Reibungs- und Lichtechtheit ermittelt werden. Die Farbstoffe aus Krapp, Reseda, Schildlaus, Blauholz, Gelbbeere und Jasminblüte kristallisierten sich als besonders geeignet heraus. Mit diesen Rohstoffen und ökologisch vertretbaren, schwermetallfreien Beizmitteln entstand eine beeindruckende Farbvielfalt. Zwei Farbkataloge für die Materialien Seide und Modal (Viskose) zeigen jeweils zwölf Farbtöne, die den hohen Ansprüchen an die Farbechtheit gerecht werden und sich hinsichtlich der Verarbeitung im industriellen Rotationsdruck durch besonders gute Eigenschaften auszeichneten. Darüber hinaus wurden an der Burg weitere Rezepte für ca. 100 Farben entwickelt, die im Fachgebiet Textildesign genutzt werden können.
Naturfarbstoffe spielen im industriellen Textildruck aktuell keine Rolle. Dies wollten die Projektbeteiligten auch hinsichtlich mangelnder Nachhaltigkeit in der Textilindustrie ändern. Denn die Textilveredlungsindustrie zählt zu den größten Abwasserproduzenten und die Entfernung von Rückständen synthetischer Farbstoffe aus Abwässern ist enorm aufwändig. Der vermehrte Einsatz von biobasierten Textildruckfarben birgt ein großes Nachhaltigkeitspotenzial, da sie biologisch abbaubar sind und damit große Vorteile in der Verarbeitung und Entsorgung bedeuten. Zusätzlich würde die Verwendung von Pflanzenfarben den Anbau von Färbepflanzen wiederbeleben und ist daher auch aus Biodiversitätsgründen relevant.
Das Design war ein integraler Bestandteil von Organic Prints: eine ästhetisch anspruchsvolle Farbpalette und die damit gestaltete Kollektion verdeutlichen das hohe Potenzial der Naturfarben. Die Farben sind nicht nach klassischen Systemen wie CMYK oder RGB mischbar, sondern werden anhand der Farbkarte für das individuelle Colorieren der Stoffe eingesetzt.
Das Vorhaben „Organic Prints - Entwicklung von industrietauglichen Druckfarben und Druckverfahren auf der Basis von Naturfarbstoffen und natürlichen Komponenten“ wurde vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) über den Projektträger Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) gefördert.