Der Vortrag von Prof. Dr. phil. Petra Leutner behandelt im Rahmen der Reihe "Erzählte Textilgeschichte" den schnell wachsenden Secondhand-Markt und die Konsequenzen für die schnelle, trendorientierte Mode.

Secondhand-Mode und Trends – Wie geht das zusammen?
Der Secondhand-Markt wächst in den USA und Europa doppelt so schnell wie der primäre Markt für Kleidung. Welche Konsequenzen hat das für die schnelle, trendorientierte Mode? Brauchen wir den Trendbegriff noch?

Die Mode ist nach der Ölindustrie einer der Wirtschaftszweige, die die Umwelt am stärksten belasten. Sowohl auf der Ebene der Arbeitsbedingungen als auch auf der Ebene der Produktion von Abfall und der Verwendung toxischer Chemikalien ist die Textilbranche noch viel zu wenig an die notwendigen Standards angepasst.

Die EU-Kommission versucht, den Zustand durch neue Regularien zu verbessern. Sie strebt eine Orientierung an Formen der Kreislaufökonomie an. Die Frage ist, wie diese sich auf die Mode und das Modesystem auswirken. Wir sind daran gewöhnt, dass Moden durch Trends gesteuert werden. Mindestens zweimal im Jahr gibt es neue Modekollektionen. Kann die Mode auch ohne diesen schnellen Wechsel existieren? Am Beispiel der Entwicklungen in der Resale-Branche wird diese Frage in dem Vortrag diskutiert. Durch die Verbreitung von Secondhand -Mode ergibt sich ein anderes Bild der Mode. Trends stehen möglicherweise nicht mehr im Vordergrund. Stellt sich das Erfolgsmodell Mode, das großen Anteil hat an der Möglichkeit einer ständig wechselnden Selbstinszenierung des postmodernen Subjekts, ganz neu auf? Andere Trendbindungen und neue Formen des Austauschs, die über die übliche kapitalistische Warenproduktion hinausgehen, sollen reflektiert werden.

Prof. Dr. phil. Petra Leutner lehrt Modetheorie und Ästhetik an der Akademie Mode und Design Hamburg des Fachbereichs Design der Hochschule Fresenius in Hamburg.