Studierenden und Lehrende der Buchkunstklasse nehmen an der aktuellen Jahresausstellung des Kolumba in Köln teil.

Seit nunmehr fast zehn Jahren stehen das Kolumba Köln und die Klasse für Buchkunst an der BURG Giebichenstein Kunsthochschule Halle in freundschaftlichem Austausch miteinander.

Schrift liegt uns am Herzen. Die Einladung des Kolumba, im Rahmen der aktuellen Jahresausstellung ›Wort Schrift Zeichen‹ zu zeigen, wie vielschichtig in der Klasse mit Text, Typografie und Zeichen umgegangen wird, haben wir daher begeistert angenommen. Acht Studierende und zwei Lehrende haben ein Semester lang grundsätzliche Fragen zum Lesen und Schreiben gestellt.

Einige haben dafür die vertrauten Gefilde des Buches verlassen und sind mit der Schrift in den Raum gegangen: Sie lassen die Ziffern einer Digitaluhr ineinander fließen und wollen wissen, ab wann eine Konstellation von Pixeln zum Zeichen wird (Florian Wagner), konfrontieren uns mit der Körperlichkeit von Buchstaben (Annina Sarantis) und mit der Körperlichkeit und Sinnlichkeit von Sprache generell (Nataša Jeftić), lassen Buchstaben aus fernen Orten im Kolumba erscheinen (Valentin Wühr), drucken Botschaften, die für Außerirdische bestimmt sind, auf eine Plastiktüte (Adrian Rötzscher) oder erschaffen gewebte Texturen (Clara Scheffler). Andere nutzten bewusst das Medium des Buches, um mit Seh- und Denkgewohnheiten zu brechen: Sie lassen uns auf einem Kinosessel sitzend durch Vor- bzw. Abspänne von Filmen blättern (Johanna Eckhardt), machen nachvollziehbar, wie wir in grafischen Formen Buchstaben erkennen, die wiederum – richtig kombiniert – plötzlich etwas (und gleichzeitig etwas anderes) bedeuten können (Sabine Golde, Hans-Jörg Pochmann) oder demonstrieren, dass man auf dem Papier fast alles ineinander umrechnen kann – und führen damit die Eindeutigkeit des zählenden Denkens mit großer Lust ad absurdum (Friederike Dolinschek).

Zusätzlich zu den Arbeiten, die im Rahmen der Kollaboration für die aktuelle Jahresausstellung entstanden sind, warten im Lesezimmer des Museums noch weitere Bücher und Objekte von ehemaligen Studierenden der Buchkunstklasse darauf, durchblättert, erfahren und entziffert zu werden.

Sehr sicher stellt sich hier und da die Frage: »Ist das noch ein Buch?«. Wir möchten entgegnen und immer wieder neu fragen: Was macht ein Buch zum Buch? Ist es das Papier? Die Bindung? Das gedruckte Wort? Der Text? — Anders: Kann ein Video ein Buch sein? Derzeit denken wir: eher nicht. Aber es kann in einer Welt in digitaler Auflösung als Mittel dienen, um etwas festzuhalten und zu thematisieren, was im Begriff ist, zu verschwinden: die Selbstverständlichkeit der Körperlichkeit des Gegenübers. Das Buch ist für uns mehr als eine Metapher. Es ist mehr als Schrift. Ein Buch ist ein Gegenüber – es hat einen Körper und es dauert.