Architektur und Bewegung. Eigentlich sollte das Seminar „Mobile Architektur“ heißen, doch ein solcher Titel markiert sofort einen recht klar umrissenen Assoziationshorizont: die Vorstellung von etwas Leichtem, Luftigen, Filigranen, Temporären und Flexiblen; von sehr leichten Materialien damit das, was „Haus“ ist, Zelt, Dach über dem Kopf, Schutz, Raum, Abtrennung eines Inneren von einem Äußeren, transportiert und mitgenommen werden kann; mobil ist und bleibt. Die Überlegungen zu diesem Seminar haben aber einen genau umgekehrten Weg genommen. Sie kommen von den sehr schweren Lasten, von kolossalen Gewichten, vom buchstäblich immobilen Material, das erst unter Mühen bewegt werden muss, um zu einer Architektur zu werden, die – im Idealfall – über Jahrhunderte Bestand hat. Unbeweglich an ihrem Platz ausharrt. Architektur und Bewegung werden in diesem Seminar also weniger von der Leichtigkeit und der Transportierbarkeit hergedacht, auch nicht von der Bewegung im (architektonisch gefassten) Raum, sondern eher von der Schwere und dem Staunen, das sich mit Bewegungsvorgängen in Architekturen verbindet. Architektur einerseits und Bewegung andererseits. Im Gegen- und Miteinander der Worte öffnet sich ein wenig beachtetes, doch kontrastreiches Spannungsfeld, das wir im Seminar in seiner Vielfalt mal gemeinsam in den Blick nehmen sollten. Wie genau, kann noch nicht gesagt werden. Was genau, auch noch nicht abschließend. Aber was könnte an einem solchen Blickwinkel spannend sein? In einem historisch größeren Bogen lassen sich Prozesse in den Blick nehmen: das Schleppen eines Obelisken (Sie erinnern sich?), das Verbauen einzelner Steine und das „Gemacht sein“ von Architektur; Darstellungsschwierigkeiten von Bewegung vor dem Film, beispielsweise bei Leonardo; technische, mechanische und pneumatische Entwicklungen „wachsender“ Häuser; buchstäblich wachsende Häuser der Baubotanik; utopische Vorstellungen wandernder Städte und nicht zuletzt an-archi-tektoni-sche Eingriffe in sich öffnende Häuser.