Methoden – in den Wissenschaften liefern Methoden nachvollziehbare Ansätze wie, auf welche Art und Weise Wissen bzw. Erkenntnis „gewonnen“ wird. Methoden sind letztlich Wegbeschreibungen, auf denen in einem Forschungsprozess entlang spaziert wird – und auf denen möglicherweise auch falsch abgebogen wurde. Mitunter allerdings scheinen Methodensuche, Methodenbegründung und Methodenkritik eine beängstigende Wirkung zu haben. Ein aufgetürmtes Gebirge, das gerne dazu verleitet aus den Augen zu verlieren, dass es weder in den Wissenschaften, noch im Design um Methoden als Selbstzweck geht. Wir halten dies für kontraproduktiv. Interessanter – und auch zielführender – erscheint uns eine Herangehensweise, die mit ihrer Methodensuche an Objekten, Artefakten, Dingen, Räumen, Konstellationen, Konglomeraten, Strukturen, Prozessen, Texten, Unsichtbarem, Worten, Schriften ansetzt. Eine Herangehensweise, die also beschreibbare, benennbare „Handgreiflichkeiten“ und „Handlungen“, die im Design zumeist alltagsbestimmend sind, zum Ausgangspunkt ihrer Analyse nimmt. Wie, auch welche Weise, von welchen Standpunkten aus kann von einem solchen Ausgangs- und Ansatzpunkt aus Zugriff genommen werden, sprich, welche Art von Fragen werden entwickelt und welche Arten von Antworten werden möglich – je nachdem, welche Methode angewandt wird.
Im Seminar wollen wir gemeinsam eine Auswahl von Texten lesen, die wir für beispielhaft halten. Unter thematischen Gesichtspunkt erscheint die Textauswahl auf den ersten Blick sicherlich hoffnungslos disparat. Was sollen Texte über Sofas, Städte, Akten, Gerichtsräume, Querlüfter, Kostüme, Körper, Netzwerke, Fotografien etc. schon miteinander verbinden? Ja, was? Gemeinsam ist allen Texten, dass ihre Autor*innen konkret zu Beobachtendes beschreibend in den Blick nehmen und dabei präzise zu differenzierende Methoden zur Anwendung kommen. Diese gilt es zu identifizieren.
Mögliche Lektüren beispielsweise:
- Warnke, Martin: Zur Situation der Couchecke, in: Habermas, Jürgen (Hg.): Stichworte zur „Geistigen Situation der Zeit“, Band 2: Politik und Kultur, S. 673-687.
- Kittler, Friedrich A.: Die Stadt ist ein Medium, in: derslb.: Die Wahrheit der technischen Welt. Essays zur Genealogie der Gegenwart, hg. v. Hans Ulrich Gumbrecht, S. 181-197.
- Elias, Norbert: Einige Gedanken zu den Zitaten über Tischgebräuche, in: derslb.: Über den Prozeß der Zivilisation. Soziogenetische und psychogenetische Untersuchungen, Erster Band: Wandlungen des Verhaltens in den weltlichen Oberschichten des Abendlandes, S. 248-265.
- Sudrow, Anne: Zur Kühlung erhitzter Gemüter. Der Querstromlüfter QL I des staatlichen Kulturhauses Ernst Thälmann, Eisenhüttenstadt.
- Vismann, Cornelia: Schreibstunden des Rechts. Kleine Grammatologie für Akten, in: dieslb: Akten. Medientechnik und Recht, s. 15-29.
- Bogost, Ian: How to talk about videogames.
- Bijker, W. E. 2002. Of bicycles, bakelites, and bulbs: Toward a theory of sociotechnical change. Inside technology. 4th ed. Cambridge, Mass. MIT Press.
- Latour, B. 1992. Where are the missing masses? The sociology of a few mundane artifacts. In Shaping technology/building society: Studies in sociotechnical change, ed. W. E. Bijker and J. Law, 225–58. Cambridge, Mass. MIT Press.
- Johnson, J. (L. 2006. Die vermischung von menschen und nicht-menschen. In Anthology: Ein einführendes handbuch zur akteur-netzwerk-theorie, ed. A. Belliger and D. J. Krieger, 237–58. Bielefeld: transcript.
- Miller, Daniel: Stuff.