… behauptet Bruno Latour in »Ein vorsichtiger Prometheus? Design in Zeiten des Klimawandels«. Auch dieser Text wird Inhalt der Kompaktwoche sein – und das Luftfahrtunternehmen mit dem Vogel.

Bereits die Vorläuferin der Lufthansa, die Deutsche Luft-Reederei flog im Zeichen des Kranichs. Entworfen wurde dieser 1918 von dem Architekten, Grafiker und Piloten Otto Firle. Gut gealtert trotzt der Kranich bis heute den auftretenden Turbolenzen sowie den Launen des Zeitgeistes. – Seit der Gründung 1926 wurden immer wieder Gestalter*innen beauftragt das Design der Lufthansa zu überarbeiten. Anfang der 1960er Jahre erkannte die Entwicklungsgruppe »E5« der HfG Ulm die Komplexität dieser Gestaltungsaufgabe. Entsprechend nachhaltig entwickelte die Gruppe um Otl Aicher ein umfassendes »erscheinungsbild« für das Luftfahrtunternehmen und setzte Maßstäbe innerhalb des aufkommenden multidisziplinären Beschäftigungsfeldes des Corporate Designs. »die gestalt ist nicht mehr als äußere erscheinung zu verstehen, sondern als bild des ganzen.« beschreibt Aicher später seinen Anspruch.

Woraus setzte sich dieses Gesamtbild, das damals entstand zusammen? Worauf wurde zurückgegriffen, was erneuert? Wie beurteilen wir dieses Design hier und heute? Was wurde damals darüber geschrieben? Was wurde seitdem angepasst, verworfen, neu interpretiert? Was verbinden wir selbst mit der Lufthansa und welche Erfahrungen prägen unsere Eindrücke? Welche Geschichte(n) des Designs im Kontext unternehmensgeschichtlicher und gesellschaftspolitischer Entwicklungen können wir an den vielfältigen Erscheinungsformen studieren, die sich zu dem Gesamtbild Lufthansa subsumieren? Und was fangen wir damit an? Können wir aus der Rückschau etwas mitnehmen für drängende Re-Designstrategien? Mit solchen Fragen werden wir uns eine Woche lang beschäftigen. Wir werden sammeln, sichten, ordnen, vergleichen, uns belesen und informieren, uns selbst verorten und gemeinsam nachdenken.

 

Die Lektüreempfehlung wird noch ergänzt.

  • Latour, Bruno: »Ein vorsichtiger Prometheus? Design im Zeitalter des Klimawandels«. In: Arch+, Ausgabe 196/197: Post-Oil City, Januar 2010, S. 22–27.
  • Aicher, Otl: »erscheinungsbild«, S. 155–175 und »die welt als entwurf«, S. 185–196. In: Aicher, Otl: die welt als entwurf, 1991.
  • Haug, Wolfgang Fritz: »Erster Effekt und zugleich Instrument der Monopolisierung: Ästhetische Monopolisierung eines Gebrauchswerts (›Marke‹) – Nähe zur Warenfälschung; Kämpfe um und mit Hilfe von Namen; Rosy gegen Rosy Rosy; Konkurrenz der Erscheinungsbilder; Helmut Schmidts Auffassung der politischen Auseinandersetzung als bloßer Eindruckskonkurrenz; Goebbels als Markentechniker.« In: Haug, Wolfgang Fritz: Kritik der Warenästhetik. Gefolgt von Warenästhetik im High-Tech-Kapitalismus. Überarbeitete Neuausgabe, Frankfurt am Main 2009, S. 40–55.