Bei „Ökologie“ denken wohl die meisten an den Schutz der Natur, an Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung. Dabei leitet sich Ökologie vom altgriechischen Begriff oikos ab, der mit Umwelt und Umgebung übersetzt werden kann. Ursprünglich die Haus- und Wirtschaftsgemeinschaft bezeichnend, verweist oikos auch auf den familiären oder sakralen Versammlungsbau einer Gemeinschaft. An ein solches Verständnis von Ökologie als menschgemachte Umgebung knüpft auch die so genannte Medienökologie an, die in den 1960er und 1980er Jahre ökologisches Denken mit medientheoretischen Ansätzen verknüpfte. Für Medientheoretiker wie Marshall McLuhan oder Neil Postman bilden Medien eine zweite, medientechnische Umwelt heraus, die die erste ersetzen könnte. Postman, der zwischen 1959 und 2002 eine der ersten Professuren für Medienökologie und Kommunikationswissenschaft an der New York University hatte, schrieb etwa von einem Gleichgewicht zwischen der „realen“ Welt und den Medienwelt, da erstere sonst zu verschwinden drohe. In der Perspektive der „Media Ecology“ sind Medien nicht nur Werkzeuge zur Gestaltung der Umwelt, sondern werden zu Produktionsinstanzen eigener Umgebungen (oder „Environments“). Auch im Design ist ein ähnliches Denken auszumachen, etwa wenn Design als das „Gestalten von physischen und virtuellen Gegenständen, Innen- und Außenräumen, Information und sozialen Beziehungen.“ (Borries 2017, S. 9) definiert wird. Demnach ist „Gegenstand des Entwurfes nicht länger das Einzelobjekt, sondern ganze Infrastrukturen und Systeme, die im Hinblick auf ihre 'mögliche Verwendung', 'Einsatzfähigkeit', 'vielfache Brauchbarkeit' und 'Nicht-Verwendbarkeit' konzipiert werden“ (Burckhardt 2012: 11f.). Die Dinge stehen also nicht mehr für sich, sondern sind eingebunden in größere Zusammenhänge, die durchaus als Umwelten verstanden werden können. Vor dem Hintergrund der Brisanz ökologischer Fragen treffen sich gegenwärtig solche medien- und designökologischen Perspektiven mit einem an Prinzipien der Nachhaltigkeit orientierten Design. Wie verändern Technologien die Erde? Welche Abhängigkeiten von natürlichen Ressourcen haben sie erzeugt? Welche Rohstoffe benötigt die fortschreitende Digitalisierung all unserer Lebensbereiche? Wie können Material- und Stoffkreisläufe geschaffen werden? Wie gelingt uns der Übergang in eine post-fossile Gesellschaft? Solche und weitere Fragen führen uns die Verwobenheit von Technologie und Ökologie vor Augen, aus der immer neue Umweltbezüge hervorgehen, jenseits einer strikten Trennung von Natur, Kultur und Technologie.

Das Seminar ist als Lektüreseminar konzipiert. Wir nähern uns dem Ökologiebegriff mit Hilfe der ersten Definitionsversuche, schauen uns Vorstellungen zweiter Umwelten an und folgen den Ökologiebewegungen der 1960er und 1970er bis in die Gegenwart.

Literatur zur Einführung

  • Rothe, K. (2016): Medienökologie – zu einer Ethik des Mediengebrauchs. In: Zeitschrift für Medienwissenschaft 8 (14):46–57.
  • Marshall McLuhan (1974): At the Moment of Sputnik the Planet became a Global Theater in which there are no Spectators but only Actors, in: Journal of Communication 24, 48 – 58.
  • Fuller, M. 2005. Media ecologies: Materialist energies in art and technoculture. Leonardo. Cambridge, Mass. MIT.