Designkritik ist weitaus mehr als eine Geschmacks- und Stilkritik konzessionierter Kritiker*innen im Feuilleton, in Fach- oder Wohnzeitschriften. Und: ihr Anliegen erstreckt sich über die bloße Bewertung der Entwurfsleistung von (Star-) Designer*innen weit hinaus.

Besonders eindrücklich zeigt das die philosophische Designkritik, in der es schon seit dem 19. Jahrhundert eine kritische Auseinandersetzung mit dem Wirkungszusammenhang und den Zwecken von Design gibt. Seit weit über hundert Jahren wird darin zum Beispiel die Instrumentalisierung von Design für politische Zwecke, etwa für Waffen-, Kontroll- und Überwachungstechnologie kritisch beleuchtet. Aber auch die Rolle von Design in der kapitalistischen Wirtschaft (z.B. der Modeindustrie), der Werbung und politischer Propaganda, oder der Beitrag von Design zu Umweltverschmutzung und Klimawandel (z.B. der Verschmutzung der Weltmeere durch Mikroplastik und der globalen Müllflut).

In diesem Seminar wollen wir einen Blick in die Geschichte dieser Designkritik werfen. Dabei steht nicht nur die Frage im Vordergrund, wie sich das Designverständnis und damit verbunden seine Kritik in den letzten 150 Jahren gewandelt hat, sondern auch, welchen Veränderungen die Kriterien und Maßstäbe der Kritik unterlagen.

Der Textkorpus sich in erster Linie aus philosophischen Positionen zusammen, u.a. von Georg Simmel, Walter Benjamin, Theodor W. Adorno, und Vilém Flusser. Allerdings werden wir hier und da auch transdisziplinäre Seitenblicke werfen und auch überlegen, was wir aus der Designkritik der Vergangenheit für die Gegenwart lernen können. Dass die zu lesenden Texte ausnahmslos von Männern stammen ist ein Problem, dass wir ebenfalls gemeinsam im Seminar kritisch reflektiere werden.

Ein Reader mit entsprechenden Texten und Textausschnitten wird Anfang des Semesters an alle Seminarteilnehmer*innen gesendet.