Faserland
oder
8mm und 100% bio – ein Materialsemester
Bei der Bewältigung der Klimakrise, spielt Holz eine herausragende Rolle als CO2-Speicher. In den Wachstumsphasen entnehmen die Bäume der Atmosphäre CO2 und speichern dieses bis zu ihrer Verrottung oder thermischen Verwertung.
In der Architektur setzt sich daher Holz als Baumaterial mehr und mehr durch.
Moderne Holzwerkstoffe waren und sind ein Segen für Möbel-Industrie und Handwerk. Vor der Erfindung dieser Werkstoffe musste man ordentliche Handstände vollführen, um das Quell- und Schwundverhalten von Massivhölzern in den Griff zu bekommen. Zudem können so Bäume in Gänze, also inkl. Strunk und Äste, verarbeitet werden. Ebenso können Althölzer als Ausgangsmaterial mitverwendet werden, es entsteht damit ein lang anhaltender Kreislauf.
Das Ganze hatte bis jetzt nur einen Haken: man musste der Holzmasse Bindemittel beimischen. Diese werden zwar immer unbedenklicher, haben aber bis heute einen petrochemischen Ursprung.
Seit kurzem gibt es ein neuartiges Verfahren, bei dem das im Holz eingelagerte Lignin als Bindemittel mit Wasser und Hitze aktiviert wird. Dieser moderne Holzwerkstoff ist also zu 100% natürlich. Im Augenblick wird er nur in der Bauindustrie eingesetzt. Es gibt ihn nur in 8mm Stärke, aber die Biegesteifigkeit und Ausrissfestigkeit übertrifft die einer 19mm Verlegeplatte. Durch Erhitzen lässt sich das Material auch verformen.
Wie und was sonst noch geht, erkunden wir im SoSe 2023.
A. Aufgabe
Entwerfen Sie zwei Möbel oder Objekte
1. Der rein explorative Ansatz
Ausgangspunkt ist der Workshop zu Beginn des Semesters in dem Sie das Material in jeglicher Hinsicht erkunden, durch alle Werkstätten jagen und zu interessanten Ansätzen gelangen. In der Folge werden Ansätze vertieft und führen zu einem Möbel.
Ein neues Material befördert oder erzwingt meist eine neue Gestalt. Und wer als Erste*r eine überzeugende Lösung findet, schafft einen Klassiker.
Um Sie vor Ablenkung zu schützen, betreiben wir digital detoxing und „das Internet bleibt in den ersten 4 Wochen aus“.
2. Die moderne Interpretation eines historischen Möbels
Es geht um die formale und funktionale Neuinterpretation eines vorhandenen Möbels.
Aber: hier werden Sie bereits durch das Material unterstützt, denn die Materialstärke erzwingt eine neue Gestalt.
Die Wahl der Vorlage ist Ihnen freigestellt.
B. Zusätze
Fremdmaterial
Das Ausgangsmaterial steht Ihnen in umfangreicher Menge kostenfrei zur Verfügung.
Für beide Objekt dürfen Sie zusätzlich 10% Fremdmaterial einsetzen. Ob in Gewicht, Volumen oder gestalterischer Ausprägung bleibt dabei Ihnen überlassen, ebenso wie die CO2-Bilanz dieser Materialien.
Shaper und 4-Achsfräse
Das Material ist sehr dicht und eignet sich hervorragend zum Fräsen kleinteiliger Geometrien. Sie werden Spezialist*in an Shaper und unserer 4-Achsfräse