Ein auffälliger Leuchtschriftzug aus Neonröhren schmückt das Portal einer Galerie und verkündet in leuchtenden Buchstaben: Stranieri ovunque (Fremde überall). Die Arbeit des Kollektivs Claire Fontaine aus dem Jahr 2006 greift das immer stärker werdende Gefühl der Fremdheit von Individuen in einer globalisierten Gesellschaft und dessen Ambivalenz im Kontext verschiedener Zeiten und Orte auf. Denn das Fremde war schon immer da, das Fremde empfindet und erfährt zwischen Hoffnung und Furcht jede*r anders.
Diesen Facettenreichtum des Fremden zu thematisieren, hat sich auch der Kurator der 60. Internationalen Kunstausstellung, La Biennale di Venezia, Adriano Pedrosa (*1965), auf die Agenda geschrieben. So referiert der gleichnamige Titel der Hauptausstellung “Stranieri Ovunque - Foreigners Everywhere” die Neonreklame von Claire Fontaine. Hierbei leitet sich für den Kurator und dessen kuratorisches Konzept, wie er selbst sagt, eine (mindestens) doppelte Bedeutung des Wortes ab: Zum einen, weil wir (alle) immer auf fremde Personen, Orte, Sprachen, Gewohnheiten und Sitten treffen. Zum anderen, weil wir, egal wo wir uns befinden, tief im Inneren immer Fremde bleiben werden. Dabei vereint vor allem der thematische Hintergrund die seitens Pedrosa ausgewählten 332 künstlerischen Positionen und die 87 nationale Beteiligungen**. Ausgehend von multiplen Krisen sind die Künstler*innen selbst Fremde, Migrant*innen, Expats, diasporisch, émigrés, Exilierte oder Geflüchtete. Nationale Identität, kulturelle Diversität, Migration und Entkolonialisierung stellen für Pedrosa die zentralen Themen der 60. Ausgabe der Biennale von Venedig.
In Vorbereitung auf die einwöchige Exkursion nach Venedig mit Besuch der 60. Biennale im September wollen wir uns mit Perosas kuratorischem Konzept in einem vorangestellten zweitägigen Blockseminar vertraut machen und es kritisch hinterfragen.
**Neue Beteiligungen: Äthiopien, Benin, Tansania, Timor-Lest; Erstmals mit eigenem Pavillon: Panama, Senegal; Der Russische Pavillon bleibt auf Grund des Krieges zum zweiten Mal in Folge geschlossen.
Blockseminar
Das Blockseminar wird am 24. und 25. Juni 2024 stattfinden. Am ersten Tag werden wir zunächst einen historischen Blick auf die Biennale von Venedig im globalen Kontext werfen. Zum einen werden wir lernen, wie und unter welchen Umständen die Biennale von Venedig entstand und uns anschließend in Gruppenarbeiten einzelnen Editionen tiefer widmen. Dabei soll jede dieser Ausgaben unter der Art und Weise ihrer Präsentation, ihrer Werkauswahl und ihres kuratorischen Konzeptes betrachtet werden: Was wurde wie gezeigt und was erzählt uns das über gesellschaftliche und politische Debatten der jeweiligen Zeit?
Am zweiten Tag werden wir kulturwissenschaftliche, philosophische Texte sowie Reisetagebücher von Künstler*innen besprechen und diskutieren, die uns dabei unterstützen sollen, die diesjährige Ausstellung vor Ort zu analysieren und kritisch zu reflektieren. Eine Literaturliste wird zuvor an alle Teilnehmende verschickt.
Exkursion
Die Exkursion nach Venedig wird vom 9. bis 14. September 2024 stattfinden. Es wird feste Gruppenbesuche und -gespräche geben, aber auch Freizeit zum eigenständigen Besuch der Biennale. Der Ablauf (unter Vorbehalt) ist wie folgt geplant:
Montag, 9.9.: Anreise Tag, Besuch Peggy Guggenheim Foundation, nach Wunsch gemeinsames Abendessen
Dienstag, 10.9.: Besuch der Hauptausstellung in den Giardini, Besuch der nationalen Pavillons im Gardini mit kurzen Impulsvorträgen, nach Wunsch gemeinsames Abendessen.
Mittwoch, 11.9. : Besuch der Hauptausstellung und der nationalen Pavillons im Arsenale, nach Wunsch gemeinsames Abendessen.
Donnerstag, 12.9.: Pavillon und Satellitenprojekte im Stadtraum
Freitag, 13.9.: Besuch der Ausstellung JULIE MEHRETU. ENSEMBLE im Palazzo Grassi, Besuch der Ausstellung PIERRE HUYGHE. LIMINAL im Punta della Dogana – François Pinault Collection, Gemeinsames Abschlussabendessen.
Samstag, 14.9.: Abreise Tag
Der Eigenanteil der Studierenden beläuft sich auf die An- und Abreise sowie Verpflegung. Unterkunft und Eintritte werden, wenn möglich, von der BURG übernommen - dazu erfolgt noch eine Infomration.
Anmerkung vom 3.4.2024: Aktuell ist das Seminar ausgebucht. Interessent*innen können auf die Warteliste gesetzt werden.