Research for art and design, research on art and design, research through art and design. Christopher Fraylings Versuch, drei Kategorien zu unterscheiden, nach denen das Verhältnis von Forschung zu Design und umgekehrt, von Design zu Forschung kurz und bündig beschrieben werden kann ist sicherlich hilfreich. Aber auch klärungsbedürftig. Wenn mit research mehr gemeint ist, als die Recherche nach bereits existierendem Wissen, das lediglich gefunden werden muss, damit ich informiert bin, was genau meint dann der Begriff research, wenn wir ihn mit Forschung übersetzen? Und. Wenn wir research mit Forschung übersetzen, fehlt dann in der Verhältnisbeschreibung von Forschung zu Design nicht ein Drittes, nämlich das, was mit wissenschaftlichem Denken, wissenschaftlichen Methoden, wissenschaftlichem Selbstverständnis umschrieben und im Begriff Wissenschaft gebündelt werden kann? Wissenschaft. Und Forschung. Und Design. Forschung für, Forschung über und Forschung durch – bestimmen die verschiedenen Präpositionen also ein Verhältnis von Forschung zu Design (und zu Wissenschaft), bei dem das Verständnis, was mit Forschung, was mit Design (und was mit Wissenschaft) jeweils gemeint ist immer gleichbleibt bzw. dasselbe ist? Vermutlich eher nicht.
Forschung über Design, damit kennen wir uns hier im Studiengang Designwissenschaften am besten aus, denn das ist es, was wir als kultur- und geisteswissenschaftlich ausgerichtete Disziplinen machen. Als Design- und Architekturhistorikerin mit kunsthistorischem und als Designtheoretiker mit medienwissenschaftlichem Hintergrund forschen wir über gestaltete Objekte, Strukturen und Prozesse, über deren Wirkungszusammenhänge auf Einzelne, auf Gesellschaften und in zeitlich, räumlich und medial weit aufgespannten Diskursen und Netzwerken. Und nicht zuletzt knüpfen wir über historische und theoretische Kontextualisierungen an den drängenden Fragen unserer Zeit an. Forschung für Design können wir dagegen nur begrenzt leisten. Auch wenn bzw. eben weil wir uns als Geistes- und Kulturwissenschaftler*innen verstehen. Denn Fragen nach der Organisation, Rationalisierung und Systematisierung von Entwurfs- und Gestaltungsprozessen erwarten von Forschung konkrete Antworten. Ein Wissen also, das angewandt werden kann und das in der Materialwissenschaft, im Ingenieur- und Bauwesen oder in der Psychologie generiert wird. Bleibt also noch die Forschung durch Design. Sie bereitet uns das meiste Kopfzerbrechen.
Wenn Frayling von research through design spricht, dann prägt er damit nicht nur eine neue Wortschöpfung, sondern erhebt auch einen bis dahin unbekannten, neuen wissenschaftlichen Anspruch. Design, seine Theorie und seine Praxis, ist Forschung und ermöglicht Erkenntnis, durch die neues Wissen zustande kommt. Nigel Cross hat hierfür auch den Ausdruck des designerly way of knowing geprägt, mit ihm wird dem epistemologischen Privileg natur- und geisteswissenschaftlichen Forschens eine dritte Möglichkeit gleichberechtigt zur Seite gestellt. Aber. Ist Design Forschung? Und wenn Design Forschung ist, was ist dann im Verhältnis hierzu Entwurf? Was Gestaltung? Muss Design überhaupt Forschung sein wollen? Lauter offene Fragen. Kurzum. Wir wollen gemeinsam forschen. Und zwar über das, was research through design und der disignerly way of knowing denn nun genau sind oder sein sollen und wie das, was damit gemeint wird einzuschätzen ist. Wir wissen es nicht, aber wir interessieren uns dafür.
Die Veranstaltung ist eine Gemeinschaftsproduktion von Designtheorie (Prof. Dr. Pablo Abend) und Design- und Architekturgeschichte (Prof. Dr. Veronica Biermann). Es geht darum Texte zu lesen, Begriffe zu klären, Beispiele anzuschauen und gemeinsam ein Symposion zur gestalterischen Forschung vorzubereiten. Vorschläge für Themen, Lektüren und Gäste sind sehr gewünscht!