Im Seminar werden wir uns mit den Konstruktionen der Bilder von Künstler*innen in Filmen und den damit zusammenhängenden Mythen beschäftigen: mit dem Künstlertypus des in der Regel männlichen Genies und den Konzeptionen einer hypersensiblen Weiblichkeit; mit den zwischen Leidenschaft und Verzweiflung Schwankenden und zum Wahnsinn Tendierenden; mit den schillernden Ausnahmemenschen, den manischen Handwerker*innen, den sensiblen Feingeistern, den zu Drogensucht neigenden Bohemiens; mit den eigenwilligen Seher*innen, die kraft ihrer Außenseiterstellung als „Seismographen“ der Gesellschaft gelten; und den Revolutionär*innen usw.. Wir werden diese unterschiedlichen Rollenbilder auf ihre historische Fundierung und Aktualisierung in heutigen Mediendiskursen befragen und dem nachgehen, welche Funktion sie im gesellschaftlichen Zusammenhang übernehmen.
Außerdem werden die Beziehungen zwischen Maler/Malerin, Modell/Vorbild, Muse, Mäzen*in ebenso zu analysieren sein wie die Beziehung zwischen den Filmprotagonist*innen und den Zuschauer*innen. Denn die Zuschauer*innen erhalten Dank des Films Einblicke in intime Situationen und Räume – wie das Atelier – sowie das „Mysterium“ des kreativen Prozesses.
Es soll also neben der Beschäftigung mit den Mythen auch um die Sprache der medialen Vermittlung gehen, darum wie diese Viten der Künstler*innen gerade im Medium Film zwischen einer vermeintlich nach authentischer Glaubwürdigkeit strebenden Nacherzählung, medialer Inszenierung und auf die Rezipient*innen hin ausgerichteter emotionaler Aufladung in Szene gesetzt werden. Dabei wird es interessant sein, dem nachzugehen, wie die Bildsprache des jeweiligen künstlerischen Mediums zum Einsatz kommt, wie sich die statischen Bilder der Filmheld*innen mit den bewegten verschränken.
Einführende Literatur:
Kris, Ernst / Kurz, Otto: Die Legende vom Künstler. Ein geschichtlicher Versuch. Wien 1934, Frankfurt a.M. 1995.
Elsaesser, Thomas / Hagener, Malte: Filmtheorie zur Einführung. Hamburg 2007.
Ergänzende Termine:
Ausstellungsbesuch am 17.5.:
Kupferstichkabinett: Muse oder Macherin? Frauen in der italienischen Kunst 1400 – 1800
3 Filmaufführungen an einem Mittwoch Abend
Filme, die wir unbedingt ansehen sollten:
The Fountainhead, Regie: King Vidor (USA 1948) DVD 1329
Andrej Rubljow, Regie: Andrej Tarkowskij (UdSSR 1966-1972) DVD 158
Séraphine, Regie: R. Martin Provost (2008) DVD 1140
Weitere gemeinsam zu besprechende Filme suchen wir in der ersten Seminarsitzung aus.
Name der Lehrenden / Name of Teacher
Prof. Dr. Nike Bätzner
Veranstaltungsart und -methodik / Teaching and working methods
Seminar
Lernziel, Qualifikationsziele / Objectives, Learning Outcome
- vertieftes Verständnis von kunst- und filmwissenschaftliche Methoden und Epochen
- Verständnis für disziplinäre und transdisziplinäre Theorien und Methoden
- Erarbeitung theoretischer und diskursiver Zugänge zu historischem Wissen
- Reflexion eines kulturhistorischen und gesellschaftlichen Diskursfeldes
Verwendbarkeit / Applicability
Kunstgeschichte (Diplom Kunst); Kunstgeschichte I oder II (Lehramt); MA Kunstwissenschaften: Modul 1 (Methoden), Modul 2 (Theorien und Diskurse), Modul 7 (vertiefende Formate).
Beurteilung / Assessment
Teilnahme (T), Hausarbeit (H), Studierende Kunst (Lehramt): Teilmodulleistung (unbenotete Präsentation) oder/und Modulprüfung Kunstgeschichte I (Präsentation und benotete schriftliche Hausarbeit); mündliche Prüfung insbesondere für Lehramt, Kunstgeschichte II
Zugangsvoraussetzung / Prerequisites
keine
Umfang in SWS / Semester periods per week
Anrechenbar als 2 SWS / oder als 4 SWS (wegen des höheren Aufwandes des Selbststudiums durch das Anschauen der Filme, die Kinobesuche und die Teilnahme an der Exkursion)
Häufigkeit, Dauer und Termine, Ort des Angebots / Appointed time and location
Montag, 18:15 -19:45 Uhr in den Normalwochen
Beginn: 3. April 2023
Ort: Hörsaal 008, Campus Neuwerk 7
4 Zusatztermine
Anmeldung unter
baetzner@burg-halle.de