Domestizierte Tiere leben, zumindest dem Begriff nach, in menschlichen Behausungen, in Dörfern und Städten. Sie erhalten analog zu den Menschen Wohnbauten, die mindestens die lebensnotwendigen Grundbedürfnisse wie den Schutz vor Witterung und Fressfeinden erfüllen müssen. Während kleineres Vieh teils noch im Wohnbereich von Kleinbauern und Selbstversorgerinnen untergebracht war (und in einigen Teilen der Welt auch noch ist), wurden an den Höfen aufwändige Gebäude zur Tierhaltung aus Repräsentationszwecken errichtet. Die Winterreitschule der Spanischen Hofreitschule in Wien ist nur ein Beispiel für die teuren Reithallen und Stallungen an europäischen Adelshöfen. Bienenhäuser entstanden als Miniaturpaläste. Und auch Entenhäuser auf Schwimmteichen konnten eine bedeutende Repräsentationsfunktion erfüllen.
Bauten zur Ausstellung und Auswahl von Zuchttieren entstanden im 19. Jahrhundert mit der Einführung industrieller Zucht. Die Intensivtierhaltung im 20. Jahrhundert produziert neue fabrikartige Haltungssysteme, die kaum noch Deutungen als „Wohnraum“ zulassen, wie beispielsweise das erste Schweinehochhaus der Welt, das 1970 in Maasdorf bei Köthen errichtet wurde. Ernsthafte Gedanken zum Tierwohl und zur modernen Haltung machten sich jedoch auch Architekten der Moderne wie Hugo Häring mit dem Gut Garkau.
Humanere Gebäude und Infrastrukturen für Viehhaltung und -schlachtung schlägt die amerikanische „Kuhflüsterin“ Temple Grandin vor.

Die Bauten sind mit bestimmten Körperbildern verknüpft, die bestimmte Verhaltensweisen steuern sollen, manchmal auch Widerstände ermöglichen und schließlich auch die Handlungsmacht und Wahlmöglichkeiten von Tieren berücksichtigen müssen. Über die Frage nach den Bedürfnissen der Nutzenden werden grundsätzliche Probleme der Architekturtheorie diskutiert.

Schwerpunkte des Seminars werden vor allem (aber nicht nur) auf Bauten für Nutztiere gelegt.

Exkursionen ins Museum für Haustierkunde der Martin-Luther-Universität Halle-Witternberg (Steintor-Campus, Halle) und zur Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau Sachsen-Anhalt, Bernburg.

Literatur wird digital und im Seminarapparat der Bibliothek zur Verfügung gestellt.

Lern- und Qualifikationsziele BA und MA: Um die Lern- und Qualifikationsziele zu erreichen, werden von den Studierenden vorzugsweise Gruppenpräsentationen in Referatsform (oder vergleichbar) erwartet. Eine zusätzliche schriftliche Hausarbeit kann nach Absprache erarbeitet werden. Sie umfasst in der Regel ein Volumen von bis zu 10 Seiten.

Lern- und Qualifikationsziele MA Design Studies: Um die Lern- und Qualifikationsziele zu erreichen werden von MA Studierenden neben der verpflichtenden Präsentation in Referatsform (oder vergleichbar) eine zusätzliche, schriftliche Hausarbeit erwartet. Sie umfasst in der Regel ein Volumen von bis zu 20 Seiten.