Falten, Schnitte, Nähte und Fehler haben eines gemeinsam: sie reißen eine Kluft, schieben sich ins Dazwischen - in ihnen besteht die Chance, Kategorien zu entkommen und binär codierte Strukturen zu überwinden.
Als Denkfiguren wie auch als materielle Operationen kommen sie in zahlreichen künstlerischen Praktiken zum Einsatz, um Kritik an bestehenden Systemen zu üben. Ob in Textil, Malerei, Architektur oder im digitalen Raum, in allen Fällen produzieren sie Irritationen und lassen auf subtile Weise Konstruktionsprinzipien sichtbar werden. Während in kapitalistischen Gesellschaften Störungen nicht willkommen sind, ruft Legacy Russell hingegen förmlich dazu auf, sich den Fehler anzueignen. Im Glitch, so Russell, liege feministisches Potenzial, heteronormative Normen zu dekonstruieren und den Körper aus seiner Begrenzung zu befreien und zu transformieren.
Im Seminar setzen wir uns beispielhaft mit vier Figuren auseinander: der Falte, dem Schnitt, der Naht und dem Fehler, die in unterschiedlichen, widerständigen Repräsentationen bildender und performativer Kunst Gestalt gewinnen und die wir mit queeren und feministischen Theorien gegenlesen, um deren emanzipatorische Potentiale, Machtkritiken und politische Positionierungen zu diskutieren.