Wir beschäftigen uns mit Insekten – als Materiallieferanten, als Produzenten, als Recycler – als Partner auf der Suche nach resilienten Strategien im Umgang mit Materialien.
Insekten kommen in einer unglaublichen Vielfalt vor – einige hochspezialisiert, einige extrem anpassungsfähig. Insekten werden oftmals übersehen und ebenso unterschätzt. So ist es kein menschliches Phänomen, Landwirtschaft zu betreiben: Ameisen halten Blattläuse und kultivieren Pilze in großangelegten, wohltemperierten Hallen; Wespen drucken mit wasserfestem Papier komplexe dreidimensionale Geometrien. Käfer und Schmetterlinge schimmern in beeindruckenden Farben – auch ohne Farbstoffe oder Pigmente. Mehlwürmer verdauen EPP.
Leider sind viele Arten vom Klimawandel bedroht. Einige jedoch werden auch profitieren. Begegnen wir diesen mit Sorge vor Plagen und Ungeziefer oder sehen wir sie als Chance, gemeinsam zukunftssichernde Strategien zu entwickeln? Obwohl Insekten für Menschen immer eine bedeutsame Rolle gespielt haben, gibt es erstaunlich wenige Forschungsprojekte, Businesskonzepte, Start-Ups und Visionen, die sich mit Insekten als unsere Partner auseinandersetzen. Die beeindruckensten stammen von Designer*innen. Neri Oxman realisiert mir ihrem Team aus Seidenraupen große Seidenbespannte Pavillons. Caroline Schulze bereitet falsche Hasen aus 3D-gedruckten Mehlwürmern zu. Das Designduo Doppelgänger kooperiert mit Mehlwürmern, um Polystyrolschaum auch für Menschen bekömmlich zu machen.
Auch wir an der Burg forschen im Forschungsprojekt insectmatter zusammen mit regionalen Partnern an dem kreislauffähigen und sinnvollen Einsatz von Chitin, das bei der neuartigen Produktion von Maden als proteinreiches Futtermittel anfällt. Uns ist es bereits gelungen, das nicht thermoplastische aber lösliche Material in verschiedenen Arten und Weisen 3D zu drucken, mit neuen Technologien schnell und formstabil zu trocknen und auch im Verbund zum Beispiel mit Abfällen aus dem Textilrecycling recyclingfähig einzusetzen.
So gehen wir vor:
_Wir besuchen Insektenfarmen und setzen uns intensiv mit den Herausforderungen und nicht zuletzt den ethischen Fragen auseinander.
_Wir besuchen und laden Insektenforscher*innen ein, die uns über die Vielfalt, die Spezialisierung, die Evolutionsmechanismen, die vielen Besonderheiten und Resilienzstrategien von Insekten berichten.
_Wir besuchen die Dutch Design Week und sprechen mit Designer*innen, welche Potentiale wir aus Insekten schöpfen können, um resiliente Materialien und Produktionsweisen von morgen zu entwickeln.
_Wir setzen uns mit dem Begriff der Resilienz auseinander. Was heißt es, widerstandsfähiger mit Krisen umzugehen und welche Krisen sind gemeint? Wie können wir resilienter gestalten? Was können wir von Insekten lernen?
_Wir experimentieren ganz praktisch mit insektenbasierten Materialien, mit Produktionsweisen von Insekten – aufbauend auf insectmatter 3D-drucken wir mit Chitosan, wir fasersprühen mit Chitosan, wir verpressen Exhuvien zu 3D-Bauteilen...
Um es mit Neri Oxmans Worten zu sagen: „Wie können wir Design nutzen, um zwischen Biologie und Technologie, Labor und Garten, Natur und Mensch zu vermitteln? Können wir uns für beides entscheiden – durch Design?“
Wir entwickeln resiliente Materialstrategien und Produktionsweisen von und mit Insekten – unterstützt durch das SustainLab und das BioLab.
Wir stellen die Ergebnisse im November 2024 zusammen mit dem nächsten Semesterprojekt The Plant Project – Resilience Part II im Grassimuseum aus. Die beiden Projekte sind unabhängig voneinander – es ist also nicht erforderlich, an beiden teilzunehmen.