Übersetzung – Voraussetzung jeder kulturellen Transaktion, auf der Kommunikation basiert – ist auch politisch und muss somit im Kontext aktueller Fragen zu Identität, Geschlecht, postkolonialer und feministischer Kritik, zur Kanonbildung oder zu Fragen des Sprachwandels betrachtet werden. Welche Wörter lassen sich nicht mehr verwenden, welche neuen Wörter, wie etwa Pronomen, sind hinzugekommen? Wie gehen wir mit älteren Texten um, die rassistische, sexistische, homophobe Ausdrücke enthalten, die zu ihrer Zeit als akzeptabel galten?

Ob es sich dabei um die klassische sprachliche und literarische Übersetzungen handelt oder um eine Reihe verwandter Bereiche wie Computer-gestützte Übersetzung, Ökokritik, Kommunikation zwischen den Arten, Performance-Kunst, visuelle und mediale Kunst – die Kernfragen, über die Übersetzer*innen und  Theoretiker*innen seit Jahrhunderten debattieren, bleiben dieselben: Soll ein Text „Wort für Wort“ oder „Sinn für Sinn“ übersetzt werden? Die Übersetzer der Bibel zum Beispiel haben mit ihrem Leben bezahlt, wenn sie ein einziges Wort „falsch“ übersetzt oder gar eine Interpretation des Textes gewagt haben. Aber kann man übersetzen, ohne zu interpretieren? Und wie lassen sich sprachliche und kulturelle Äquivalenzen herstellen, wenn schon ein Wort wie Brot auf Deutsch etwas ganz anderes bedeutet als das französische Pain, wie Walter Benjamin bemerkte. Mit diesen und ähnlichen Fragen werden wir uns im Kurs auseinandersetzen.

Die erste Hälfte des Seminars konzentriert sich auf die wichtigsten theoretischen Grundlagen, die für Geschichte und Praxis der Übersetzung relevant sind. In der zweiten Hälfte werden die Studierenden literarische und übersetzerische Experimente durchführen, die sich mit ihrer eigenen künstlerischen und/oder gestalterischen Praxis überschneiden. Das abschließende Projekt sollte in einem ersten Entwurf einer Arbeit bestehen, die sich später zu einem größeren Projekt entwickeln könnte.

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Translation has been described as a precondition that underlies all cultural transactions upon which communication is based. Translation also is political and stands at the forefront of so many of today’s questions around identity, gender, post-colonial criticism, feminist critique, canon creation, and questions of language change: what words may we no longer use, what words, such as new pronouns, have been added? How do we deal with older texts that include racist, sexist, homophobic language that in their era had been considered acceptable?

Whether we are talking about classic linguistic and literary translation, or any number of related fields including: machine translation, eco-criticism, interspecies communication, performance, visual and media arts—the core question that translators and theorists of translation have been debating about for centuries remains the same: Should a text be translated “word for word” or “sense for sense?” Translators of the Bible, for example, paid with their lives if they “mistranslated” a single word, or even dared interpret the text. But is it possible to translate without interpreting? Another major question considers whether it is possible to achieve linguistic and cultural equivalence? Walter Benjamin offered the example of Brot and Pain. Bread meaning something entirely different in Germany than it does in France.

The first half of the seminar focuses on key theoretical concepts relevant to the history and practice of translation. In the second half, students will engage in literary and translation experiments that intersect with their own artistic/design practice. A final project should be considered a first draft of something that could develop later into a larger project.