WiSe 2011/12, Prof. Bettina Göttke-Krogmann; Wiederholung als Methode der Verlangsamung

Die Konzentration steigt, das Bewusstsein wird geschärft, die Wahrnehmung vertieft - Langsamkeit schafft Raum für Ruhe und Gelassenheit. Entschleunigung baut aber gleichzeitig eine eigene Spannung auf und schafft Raum für Neues und Aufregendes.
Provoziert werden soll die Langsamkeit, die Reduktion von Geschwindigkeit durch Wiederholung. Die Wiederholung dient als Methode zur Verlangsamung der Bewegung, der Wahrnehmung und des Denkens. Indem man Dinge immer wieder tut, reduziert sich die Aufmerksamkeit, die Bewegung verläuft sich in der Wiederholung. Gleichzeitig entsteht Raum für Unvorhersehbares, denn die Konzentration lässt nach, Gedanken schweifen ab, die Wiederholung wird unterbrochen, es entsteht ein Raum, in dem unbewusst gehandelt wird. Die Konzentration steigt wieder. Die Wiederholung ist der Inbegriff textilen Gestaltens: die Grundelemente der Konstruktion  eines Gewebes oder Gestrickes wiederholt sich und wird erst dann zur Fläche, der Rapport als kleinste Einheit benötigt die Wiederholung um vollständiges Muster zu werden.
Aus diesen Überlegungen wird ein Konzept für ein Produkt, eine Serie oder ein Material entwickelt. Musteraspekte sind die Symmetrie, die Abstraktion und das Ornament. Ergebnis ist eine Kollektion, die oder ein Produkt, das mit der Wiederholung spielt – im Stoff selber und/oder in der Serie. Entgegen des „höher, schneller, weiter“ der klassischen Industrieproduktion sollen die Stoffe langsam produziert werden können - wie in einer Manufaktur: arbeitsteilig, aber alles unter einem Dach mit relativ viel Handarbeit. Ziel ist die bewusste Wahrnehmung des langsamen Vergehens der Zeit im kontinuierlichen Entwicklungsprozess und die Qualität, die sich dadurch erschließt – Qualität durch Entschleunigung, die durch die Langsamkeit und Sorgfalt erst möglich ist und die sich im textilen Produkt und dessen Anwendung wiederspiegelt.