Das Wort „Narrativ“ kann man ja nicht mehr hören. Es ist seit einiger Zeit auch so ein Schlagwort (oder, wer das besser versteht: Buzzword), das in die Runde geworfen wird, und alle meinen zu verstehen, was gemeint ist. Was früher ein „Mythos“ war oder mit Synonymen von „Ideologie“ bezeichnet wurde, ist heute eben ein „Narrativ“. In der ursprünglichen Bedeutung des Wortes steckt der Verweis auf das Erzählen. Da sind wir schon beim nächsten Buzzword: Storytelling. In Marketing-Konzepten schon lange angesagt, ist es später auch in designprogrammatischen Überlegungen angekommen. Hier wie dort wird das Design ausschließlich als das Medium des Erzählers betrachtet.
In diesem Seminar wollen wir etwas anderes ausprobieren. Die Designgeschichte ist ein stetiges Geschehen. Etwas ist passiert, es wurde gehandelt, gestaltet, produziert, gebraucht. Es sind Dinge, Systeme, Strukturen entstanden und wieder verschwunden. Alles, was geschieht, kann erzählt werden. Wir wollen überkommene Indizien dieser Geschehnisse - vor allem bildhaftes Material - als potenziell narrative Rudimente des realen Designgeschichtsprozesses begreifen. Zunächst machen wir aus konkreten Rudimenten ("Bildern") Erzählungen, Stories. Dann werden wir, dies als narrative Methode (!) begreifend, verallgemeinernde designhistorische Schlüsse ziehen. Das Seminar knüpft an das DAG-Seminar im Sommersemester 2021 - „Alltagsidyllen“ - an.