31. Mai bis 5. Juni 2017
Eine Untersuchung der Begriffe “Grenzen”, “Territorium” und “Globalität” am Beispiel nationaler Pavillons im Rahmen der Biennale di Venezia 2017
Die Biennale in Venedig war 1895 die erste regelmäßige Kunstausstellung der Welt. 2017 steht sie in ihrer 57. Ausgabe einer zunehmenden Konkurrenz von heute über 200 weiteren Biennalen gegenüber und während am Ende des 19. Jahrhunderts die Idee eines Kunst-Wettstreits mit zahlreichen nationalen Pavillons nachvollziehbar scheint, haben sich längst Kunstformen durchgesetzt, die sich jenseits nationaler und territorialer Grenzen bewegen. Dennoch hält die Biennale di Venezia bis heute am Modell der prestigeträchtigen und, besonders im Fall der deutschen Repräsentation, zuweilen historisch belasteten Pavillons, fest. Mit stets steigenden Besucherzahlen bemühen sich mehr Länder denn je, ihre Auffassungen, Herangehensweisen und gesellschaftliche Themen einem Weltpublikum künstlerisch näher zu bringen und weichen hierfür auf andere Flächen im Stadtraum von Venedig aus - den etwa 30 Nationen-Pavillons in den Giardini stehen mittlerweile über 60 Länderausstellungen außerhalb des Geländes gegenüber. Der deutsche Pavillon, der in der Vergangenheit als Schauplatz und Zeugnis einer wechselvollen Geschichte vielfältige Formen, etwa Hans Haackes Trümmerfeld “Germania”, Gregor Schneiders “Totes Haus u r” oder Schristoph Schlingensiefs “Kirche der Angst” angenommen hat, wird im nächsten Jahr von Anne Imhof gestaltet werden, einer Wahl, die nicht nur angesichts ihrer aktuell vielbeachteten, genreübergreifenden Performances wie der “Angst”-Trilogie für die Teilnehmer/innen relevant ist, sondern auch, weil Imhof für eine junge Künstlergeneration steht, deren Werdegang noch nicht weit entfernt ist von der Generation der jetzt Studierenden.
Die Teilnehmer/innen der Exkursion setzen sich in diesem Zusammenhang schon vor dem eigentlichen Besuch der Biennale mit einzelnen Pavillons, der politischen Situation einzelner Länder und damit zusammenhängenden nationalen Kunstbeiträgen auseinander. Diese Auseinandersetzung geschieht in Hinblick auf einen Themenkomplex, welcher die Begriffe “Grenzen”, “Territorium”, “Nation” und “Globalität” enthält. Die Studierenden erörtern, inwiefern diese Begriffe in den länderspezifischen Beiträgen reflektiert und verarbeitet werden, welche Kunstauffassung hinter einzelnen Arbeiten oder einer ganzen Ausstellung steht, welche künstlerische Sprache hierbei zum Ausdruck kommt, und auf welche Arten sie sich zu vermitteln versucht.
Vor Ort in Venedig sollen dann die Ergebnisse dieser Vorbereitungen im Licht konkreter Besuche ausgewählter Pavillons und Veranstaltungen geteilt und und diskutiert werden. Im Fokus dieser Gespräche steht in der Folge insbesondere die Frage nach dem Zusammenspiel der Beiträge: wie interagieren die verschiedenen Methoden künstlerischer Repräsentation, münden sie gar in eine grenzenübergreifende, globale künstlerische Sprache?
Darüber hinaus ist zuletzt geplant, den Stadtraum von Venedig für eine interdisziplinäre Kollaboration in Form temporärer, spontaner Arbeiten zu erforschen und zu nutzen. Gemeinsam sollen so Potentiale beider Fachbereiche und deren Studierender in Form kurzer, spontaner Interventionen ausgelotet und gebündelt werden.