„Philosophieren können sie alle, sehen keiner.“ Georg Christoph Lichtenberg

„Selig sind die, die nicht sehen und doch glauben“ (Joh. 20, 90). Dem Sichtbaren, dem, was uns vor Augen steht, dem Sinnlichen ist nicht zu trauen. Kurz, das Sichtbare ist nur Oberfläche, falscher Tand, ihm ist nicht zu trauen, es ist das Unwahre und Unrechte, dagegen ist das Unsichtbare (Heraklit: „Die Wahrheit beliebt es, sich zu verstecken“) das in Wirklichkeit seiende, also das Wahre und Rechte. Die Wahrheit soll danach aus einer Kritik des Sehens erwachsen.

Anschauung ohne Begriff ist blind, aber der Begriff ohne Anschauung ist leer. Dieses Diktum Kants bedeutet eben keine Apotheose, Überhöhung des Begriffs, des Geistes etc., sondern auch eine Rehabilitierung der Sinne, des Sehens etc. Die Theorie, die Abstraktion, der Begriff sieht von der Mannigfaltigkeit ab, das Bild, der Mythos oder etwa die Poesie dagegen sieht hin, sucht die Mannigfaltigkeit alles Seienden zu entfalten. Es ist immer mehr und anderes zu sehen, als sich je wissen und sagen lässt. – „Grau, teurer Freund, ist alle Theorie / und grün des Lebens goldner Baum (Mephistopheles, Faust I, Studierzimmer).

Über den animalischen Ursprung der Ästhetik / Der Begriff des Schönen in der griechischen Mythologie / Kassandra und die Kritik des Sehens / Das Schöne, der Leib und der Ekel / Das Schöne und die Zahl bzw. Ästhetik und/oder Mathematik / Über ästhetischen Rassismus / Das Schöne im Zeitalter der Dekadenz / Ästhetisierung der Politik /Das Hässliche als Befreiung vom Schönen

Als Prüfungsleistung wird am Ende des zweiten Teils der Vorlesungen im Sommersemester eine Hausarbeit erwartet.