Bildhauerische Praxis | Julia Miorin | Klasse Stella Geppert | wöchentlich am Donnerstag: 10.00 – 12.15 Uhr
Im zweiten Teil des bereits im Wintersemester begonnen Seminars, fokussieren wir Formfindung und Verortung der bisher entstandenen Materialuntersuchungen: Wie kann eine Arbeit in einer Ausstellungssituation funktionieren, was braucht die Arbeit und wie wird sie gelesen?
Neue Studierende sind herzlich eingeladen mit der Suche nach einem Material einzusteigen:
Wo kommt ein Material her, wie wird es produziert, aus was setzt es sich zusammen, welchen Widerstand hat es? Ist es kalt, warm, anschmiegsam, spitz, scharfkantig, durchsichtig, opak, matschig, glitschig, pelzig? Was kann man damit machen? Auf welche Weisen lässt es sich bearbeiten? Welche Bedeutung liegt im Haptischen? Welche Stories bringt ein Werkstoff mit sich? Was meint eigentlich Konsistenz?
Im Seminar werden wir in diesem Sinne den Fokus auf das Material legen. Dabei beschränken wir uns nicht auf klassische bildhauerische Werkstoffe (können wir aber auch). Die Studierenden sind angehalten vor und während des Seminars ihr alltägliches Umfeld nach Materialien zu erkunden und aufzuspüren, was alles Material für die künstlerische Arbeit sein kann. Ob im Kühl- oder Badschrank, in der Natur, auf dem Schrottplatz. Ob Zahnpasta, Tannennadeln oder Allzweckgummis. Wir wollen die ausgewählten Materialien untersuchen, verstehen, bearbeiten, ausreizen, verwandeln, kombinieren und kontrastieren. Das Material kann Thema werden oder Diener bleiben.
Wichtig ist dabei der Begriff der Konsistenz. Er verweist auf das “Innere” des Materials, sein Verhalten, seine Textur und Beschaffenheit, darauf, wie sich etwas anfühlt, wie es liegt, steht, fällt, tropft, nachgibt oder riecht. Aber auch, wie wir mit dem Material in Verbindung treten. Auch aus der Perspektive des eigenen Körpers. Aus diesen Beobachtungen von Materie und ihren Eigenschaften, auf der Basis des Einfühlens in Material, entstehen ganz automatisch bildhauerische Fragestellungen, nicht nur nach Formgebung und Verarbeitung.
Das Seminar begleitet und bietet Anregung, Unterstützung und Kritik durch Austausch, praktische Tipps, Präsentation und offene Diskussion.
Lernziele/ Qualifikationsziele / Lehrinhalt
Ziel ist für jede/n Teilnehmer*in die Entwicklung einer intensiven bildhauerischen Auseinandersetzung anhand eines oder mehreren selbst gewählten Materialien, deren Bedeutungs- und Möglichkeitsspektrum mitgedacht wird. Es lehrt anhand der individuellen Praxis den bildhauerischen Umgang mit Material, dessen Situierung im Raum, Überlegungen zu installativen Strategien und eröffnet bildhauerische Fragestellungen. Eine Präsentation der entstandenen Arbeiten, hochwertige Fotos (gut ausgeleuchtet, scharf, Raumsituation bedacht) und ein kurzer Text zum Ende des Semesters sind verpflichtend für die Scheinvergabe.
Veranstaltungsart und -methodik
Künstlerischer Gruppenunterricht, Arbeiten im Atelier
Verwendbarkeit des Faches
Kunst (Lehramt): Atelier I (Teilmodul A oder B), Atelier II oder Prüfungsmodul Atelier III
Kunstpädagogik: Atelier I, II oder III.
Zugangsvoraussetzung
Für Studierende der kunstpädagogischen Studiengänge und Gäste
Umfang in SWS
3 SWS
Häufigkeit, Dauer und Termin / Ort des Angebots
Donnerstags, 10 - 12.15 Uhr zur Besprechung der Arbeiten in der Gruppe im Hermes, 4.OG.
Für Studierende der Klasse Geppert ist die aktive Teilnahme am Seminars zu sieben Terminen verpflichtend. Die Verantstaltung ist mit dem ebenfalls an 7 Terminen stattfindenden Klassenplenum verknüpft. Dieses muss verpflichtend besucht werden.
Für Studierende der Klasse Hantmann ist eine wöchentliche, aktive Teilnahme an 14 Terminen im Semester verpflichtend für die Scheinvergabe.
Maximale TeilnehmerInnenzahl
10
Anmeldung
Anmeldung über die interne Klassenliste, Gäste per Mail
Empfohlene Literatur:
- Wagner, Monika/Rübel, Dietmar/Hackenschmidt, Sebastian (Hrsg.), Lexikon des künstlerischen Materials, München 2002
- Titz, Susanne u. Krümmel, Clemens (Hrsg.): “Anti-Form” in: “Robert Morris, Bemerkungen zur Skulptur, Zwölf Texte”, Zürich 2010, S. 55fff
- Richard Serra: “Verblist” von 1967/68 https://www.moma.org/collection/works/152793
- Larissa Kikol: „Karla Black. Ein Gemälde ist traditionell ein Fenster in eine andere Welt: Es führt einen woanders hin.
Ein Gespräch von Larissa Kikol“, in: Kunstforum Band 272 „This is Not a Love Song“, S. 184-195
- Ströbele, Ursula: „Zeit-Skulpturen“, in: Kunstforum Band 229 „Grenzenlose Skulptur“, S.2016-223, 2014, bzw. www.kunstforum.de, Zugriff am 16.01.21