Lernen von…
Unter der Überschrift „ Lernen von…“ nimmt das Vorhaben Lehrmethoden und Arbeiten des Bauhauses sowie die Schrift „Der unwissende Lehrmeister“ von Jaques Rancière zum Anlass, um im Rahmen einer an die Feste des Bauhauses angelehnten Zusammenkunft, Aufführung und Rauminszenierung erlebte Prozesse und künstlerische Übersetzungen miteinander zu betrachten, zu performen, zu reflektieren und gemeinsam zu feiern.
Die Studierenden können unterschiedliche Wege wählen, um Teil von „Lernen von…“ zu sein.
Bezogen auf die im „Unwissenden Lehrmeister“ vertretene Haltung, dass nicht die Erklärung Mittel der Wahl sei, sondern die Beobachtung und aktive Teilhabe, haben die Studierenden die Gelegenheit in Zusammenarbeit mit Künstlerinnen und Kulturarbeiterinnen, die Konzeption, das Programm und die Überschrift des Abschlußfestes mitzuentwickeln, mitzugestalten und mit umzusetzten.
Eine weitere Möglichkeit ist die Teilnahme an einem Workshop von Personen aus unterschiedlichen künstlerischen Feldern wie Performance, Raumkonzeption, Projektion, Szenographie, Bewegung und Text, Klang und Musik. Jeder Workshopleiter und jede Workshopleiterin ergänzt dabei den Titel „Lernen von…“ aus ihrer eigenen Erfahrung und Perspektive heraus.
Als Anregung für die Workshops können dabei Aspekte und (Sprach)Bilder dienen, die uns bei der Lektüre des „Unwissenden Lehrmeisters“ und unserer Recherchen zum Bauhaus bewegt haben und ins Auge gesprungen sind.
Ob es die ersten Schritte des selbstbestimmten Lernens sind, Vergleiche herzustellen zwischen etwas, das den Lernenden unbekannt ist und etwas, das ihnen in Form und Gestalt vertraut ist, sodass ein eigenes, erklärendes Vokabular entsteht, ob es der Gedanke ist, offene Fragen zu stellen, die einzig derjenige stellt, der tatsächlich nicht mehr weiß als die Schüler*innen, diejenige, die nicht vor ihnen die Reise gemacht hat: der unwissende Lehrmeister, die unwissende Lehrmeisterin, ob des um die Überlegung geht, dass das Wesentliche des Lernens das Suchen ist, die Feststellung: „Wer sucht, findet immer. Er findet nicht notwendigerweise, was er sucht, noch weniger, was er finden soll. Aber er findet irgendetwas Neues, das er mit der Sache in Beziehung bringt, die er bereits kennt“ - all das kann Anstoß für die Workshops sein. Oder die Feststellung, dass Kunst in allem ist, sei es eine Dampfmaschine, ein Kleid, ein literarisches Werk oder ein Schuh, dass Kunst also nicht (nur) aus Kunst gelehrt werden kann, oder die Überlegung, dass alles, auch die gesellschaftlichen Strukturen, Fiktion sind: All das kann ein Anstoß sein, den sich die Beteiligten aneignen und weiterentwickeln.
Die fünf Lektionen des „unwissenden Lehrmeisters“ beinhalten unterschiedliche kleine Methoden, sich dem Konzept des emanzipierten Lehrens und Lernens anzunähern. Zu Grunde liegt allen Methoden, die Annahme, dass es nicht die eine, zu bestätigende Wahrheit gibt. Vielmehr geht es um die Prozesse des Suchens und Aneignens eines jeden Einzelnen in einem selbstbestimmten Vorgang.
Während Jacques Rancieres „Unwissender Lehrmeister ganz auf den Willen und die interessierte Beobachtung des Einzelnen setzt, lag die Hoffnung des Bauhauses auf der Kraft des Kollektivs. Ein in den Vorbereitungen für uns eindrückliches Bild waren die Planungen des chilenischen Architekturkollektiv „Büro Elementar“, das sich auf die innere Struktur und pädagogischen Aspekte des Bauhauses bezieht und in dem Projekt „Quinta Monroy“ Häuser entwickelte, die nur zur Hälfte fertig gebaut wurden, Häuser, die durch ihre statischen Elemente zum weiterbauen auffordern und damit die Nutzer als Selbstbauer mit einbeziehen. Bilder wie diese können ebenso als Anstoß für Workshops und künstlerische Produktion dienen kann.
Auch Studierende haben die Möglichkeit einen Workshop im Rahmen von „Lernen von….“ anzubieten.
Angeregt von Rancieres Überlegung, dass derjenige der beste Lehrmeister / die beste Lehrmeisterin ist, der in der Weise fragt um nicht zu belehren, sondern um belehrt zu werden, das heißt diejenige, die in der Weise des Menschen fragt und nicht in der Weise der Wissenden, werden wir im weiteren Fortgang des Projektes Personen aus eher „kunstfernen“ Feldern einladen, um von ihnen durch ihre Fragen über unser Vorhaben und unsere künstlerische Arbeit zu lernen.
Grundlage für das Projekt bilden die Gespräche und der gemeinsame Austausch über Methoden und Schriften des Bauhauses und die Lektüre des „Unwissenden Lehrmeisters“. Um diesem einen Raum zu geben und über unterschiedliche Ansätze zu sprechen, werden in einer Lesegruppe Texte gelesen und diskutiert.
Alle Beteiligten, die Teilnehmerinnen aus dem Planungskreis, die Workshopleiterinnen ebenso wie die Workshopteilnehmerinnen tragen mit einem kleinen Beitrag zum Abschlußfest bei.
Stand: 24.9.2021
Workshops
Performanceworkshop mit Angelika Waniek (in zwei Teilen), 06.–08. Oktober 2021 + 28. November 2021
Space for … Workshop mit Tilman Wendland, 25. – 28. Oktober 2021
Klanglandschaften – analog und kollektiv. Workshop mit Michael Vorfeld, 04.–06. November 2021
Lernen von der Begegnung mit der Furcht. Workshop mit Martina Hefter, 17.– 19. November 2021
Abschlussfest
Fest der unwissenden Spatzen, Aufziehvögel und Schmierfinken, 2. Maiwoche 2022