Die gestaltete Welt ist Gerüst und Ressource; sie begrenzt und erweitert körperliche und geistige Prozesse: Kleidung prägt Bewegung und Verhalten, Werkzeuge unseren Aktionsspielraum, Räume unsere Begegnungen und Materialeigenschaften den Gestaltungsprozess.
Entsprechend betont die Material-Engagement-Theory (Malafouris, 2013), dass Dinge und Materialien körperliche und geistige Prozesse nicht nur erweitern, sondern maßgeblich mitgestalten. So sei ein Notizbuch nicht nur Teil des Gedächtnisses, indem es Gedächtnisinhalte auslagere, sondern Teil eines Erinnerungsprozesses, der fundamental anders verlaufe als das Erinnern ohne Notizbuch (bspw. über Blättern, Erkennen, Lesen). Und Eigenschaften eines Materials würden sowohl dessen Formung als auch kreative Prozesse mitbestimmen: Beim Töpfern wäre demnach der Ton nicht nur geformtes Material, sondern Co-Akteur der Gestaltung.
In diesem Kurs untersuchen wir, wie Materialien und Dinge unser Denken, Fühlen, Erinnern und Handeln prägen. Zu Beginn eignen wir uns über Lektüre und kritische Diskussion theoretische Positionen zum Verhältnis zwischen materiellen, körperlichen und geistigen Prozessen an. Auf dieser Basis erkunden Studierende die Rolle von Materialien und Dingen an konkreten Beispielen – sowohl im gestalterischen Prozess als auch in der Interaktion mit Gestaltetem.
Literaturempfehlung
Malafouris, L. (2013). How things shape the mind. A Theory of Material Engagement. Cambridge, London: The MIT Press.
Nöe, A. (2015). Strange tools: Art and human nature. New York: Farrar, Straus and Giroux.
Roßler, G. (2015). Der Anteil der Dinge an der Gesellschaft. Sozialität – Kognition – Netzwerke. Bielefeld: Transkript.
Shusterman, R. (2018). Aesthetic Experience and Somaesthetics. Leiden: Brill.