Als Nicht-Ort bezeichnet der französische Anthropologe Marc Augé monofunktionale Flächen und Gebäude. Sie haben keine erkennbare Identität, sie haben keine eigene Geschichte - ihre Funktion überlagert alles. Dies führt unter anderem dazu, dass sie sich überall auf der Welt ähneln. Als Beispiele dienen häufig Flughafenterminals, Tankstellen, Fast-Food-Filialen, die Interieurs großer Hotelketten, aber auch Supermärkte und Freizeitparks. Dabei definiert Augé den Nicht-Ort ex negativo durch die Gegenüberstellung mit Orten, die er als „anthropologisch“ kennzeichnet. Im Gegensatz zum Nicht-Ort, der als Ort des Transits nur kurz von uns frequentiert, oder besser: konsumiert wird, fühlen wir uns hier heimisch. Anthropologische Orte haben eine Identität und formen zugleich unsere eigene. Es handelt sich um Orte, die eine eigene Geschichte haben, zu denen wir eine Beziehung aufbauen, zu denen wir uns in Relation setzen können. Es sind Erinnerungsorte, die das Potential bergen, die individuelle Geschichte mit der kollektiven Vergangenheit zu verbinden. Im Gegensatz dazu beschreibt Augé Nicht-Orte als sinnentleerte transitorische Funktionsorte – homogen gestaltet, bar jedes identitätsstiftenden Potentials, an denen keine gemeinsame Vergangenheit entstehen kann und die keine sozialen Beziehungen hervorbringen. Gerade im Zuge der fortschreitenden Globalisierung und der (Über-)moderne würden Nicht-Orte wie Pilze aus dem Boden schießen.
Im Seminar wollen wir uns zunächst mit dem Gedankengebäude Marc Augés sowie mit ideengeschichtlich verwandten Konzepten auseinandersetzen und das schmale Bändchen „Nicht-Orte“ gemeinsam diskutieren. Mit diesem theoretischen Rüstzeug ausgestatten machen wir uns anschließend auf die Suche nach exemplarischen Nicht-Orten im Umkreis der BURG. In Gruppen sollen diese Orte erfahren und beschrieben werden.
Literatur
- Augé, Marc (2010): Nicht-Orte. Erste, um ein Nachwort erweiterte Auflage, Originalausgabe. München: Verlag C. H. Beck.