Eine tiefgehende Umwälzung ist im Gang. Die Vorstellung des Menschen als dem Dirigenten der Technik entspricht nicht mehr der Gegenwart. Die Autonomie, das Kennzeichen der westlichen Zivilisation, ist destabilisiert. Grundbegriffe wie Individuum und Natur verlieren ihren Halt. Die Entwicklung der Technologie hat die instrumentale Auffassung der Technik verändert. Diese Transformation des Technikbegriffs ist als Transformation des ganzen kulturellen Zusammenhangs zu verstehen, in welchem die Technik verankert ist. Eine langanhaltende Epoche der westlichen Zivilisation, die in ihrer Globalisierung endete, hat die Technik als Mittel für die Verwirklichung eines angeblich gemeinsamen Ganzen angesehen. Wir werden den Zusammenhang von Technik und Gemeinsames unter heutigen Vorzeichen neu zur Diskussion stellen. Es wird deshalb in der Vorlesung nicht um die verschiedenen Techniken gehen, die eingesetzt werden müssen um Formen des Gemeinsamen zu erzeugen, sondern um die Denkbarkeit des „Wir“, um seine technische Pluralisierung und um die Forschungsfelder, die diese Pluralisierung für eine zeitgenössische Gestaltungspraxis öffnet.

Einführende Literatur

  • Erich Hörl (Hrsg.), Die technologische Bedingung, Suhrkamp 2011
  • Y. Hui und P. Lemmens (Hrsg.), Cosmotechnics – For a renewed concept of technology in the Anthropocene, Routledge 2023
  • Susanna Lindberg, From technological humanity to biotechnical existence, SUNY 2023
  • Marita Tatari, „Die Technik ist die Transzendenz – Gerechte Poetik“, in: L. Viglialoro und M. Gentili (Hrsg.), Techniken des Gemeinsinns – Politik, Ästhetik, Technik, Velbrück 2024