Atelier 3 Präsentation / Klasse Prof. Stella Geppert / Sommersemester 2021

Alchemie
Carlo Maximilian Engeländer
Atelier 3 Präsentation im Juli 2021
Fach Kunst Lehramt (Gymnasium), Klasse Stella Geppert


Schlacke ist ein Abfallprodukt, das bei der Gewinnung von Metallen anfällt. Im Straßen- und Häuserbau wurde die Schlacke bis zu ihrer Einstufung als gesundheitsgefährdend (da radioaktiv) gerne genutzt. Noch heute gibt es in Halle und dem Mansfelder Land, dem bedeutendsten Ort der Kupfergewinnung in Mitteldeutschland, viele mit Schlacke gepflasterte Straßen. Als Splitt wurde die Schlacke auch zur Befestigung von Wegen verstreut. Hierdurch bin ich auf sie aufmerksam geworden; auf einem Waldweg in der Dölauer Heide, wo ich ein glänzendes Stück im Staub liegen sah und aufhob. Ich fragte mich, was das sei, dachte an Vulkangestein oder Obsidian. Die Faszination für Form, Oberfläche und den besonderen Glanz der Schlacke brachte einen künstlerisch praktischen, aber auch forschenden Prozess in Gang, der mich thematisch an den Ursprung der Schlacke heranführte und mich letztlich auf die Idee brachte, aus Schlacke Glas herzustellen.

Schlacke besteht zu einem nicht geringen Teil aus Siliciumdioxid. Das ist Quarz im weitesten Sinn und somit gibt es nicht nur eine optische, sondern auch eine chemische Verbundenheit von Glas und Schlacke. Beim Glasguss wird die Transformation aus kleinen Glasstücken zu einem modellierten oder abgeformten Objekt möglich. Könnte dies ebenso für die Schlacke gelten? – dies war Ausgangsfrage und zugleich Impuls der thematischen Überführung des Projektes in die Glasbearbeitung.

Schmelzproben, Fundstücke und Materialsammlungen dokumentieren ein offenes Experiment, in dem ich nach Möglichkeiten der Transformation der Schlacke in andere materielle und sinnliche Zustände suche. Ein Kurzfilm zwischen Fiktion und Logbuch stellt eine Verbindung zwischen diesen Experimenten und einigen Schlacke nachempfundenen Glasobjekten her. Immer erzählt sich hierbei auch die Unabgeschlossenheit jener künstlerischen Forschungsprozesse mit, wird sie zum Prinzip und künstlerisch praktischen Paradigma erklärt.

Die während des Prozesses entstandenen Objekte offenbaren auch jenseits des forschenden ein gestalterisches Interesse an Formen, Oberflächen und dem Einfluss von Licht auf die Erscheinung des jeweiligen Glas- oder Schlackestücks. An den Formen erst zeigt sich, dass etwaige transformative Prozesse künstlerisch gestalterische Entscheidungen voraussetzen. Künstlerische Praxis und Forschung werden in diesem Sinne zusammengedacht, sind ohne einander undenkbar.



© Bilder und Text: Carlo Maximilian Engeländer, 2021