Abschlusspräsentation Atelier III | Klasse Una Moehrke | 02. Februar 2017 | 16 Uhr | Hermes 2.OG
Berit Scheerer | Abschlusspräsentation Atelier III
Zeichnen und Schreiben sind für mich künstlerische Ausdrucksformen, mithilfe derer Denkprozesse in mir ausgelöst werden. Durch das schriftliche Festhalten dieser Prozesse gelange ich zu zeichnerischen Manifestationen. Auf der anderen Seite ergeben sich durch das Zeichnen immer wieder neue Gedanken, die ich schriftlich und zeichnerisch festhalte. So begebe ich mich auf eine Suche nach zeichnerischer Erkenntnis.
Im Laufe dieser Suche sind lineare Notationen entstanden, in denen sich die Zeit manifestiert. Jede Linie ist eine Minute lang, sechzig Linien ergeben am Ende eine Stunde. Diese Vorgabe wie auch die Geschwindigkeit der Linienführung haben Auswirkung auf die Länge der Linie. So lasse ich mich von der Zeit leiten und versuche diese klare Vorgabe durch kompositorische Entscheidungen wieder aufzubrechen. Das Abarbeiten und die freie Umsetzung der Regel stehen dabei gleichermaßen im Vordergrund. Mir innerhalb der Regel zeichnerische Herausforderungen zu setzen, macht die Vorgabe erst interessant.
Was in der Zeichnung abstrahiert wird, bleibt in den Texten konkret. Dabei gehe ich oft von Fragen aus, die sich mir aus meiner eigenen Lebens- und Arbeitssituation aufdrängen und verknüpfe sie mit unterschiedlichen Themen aus dem Kunstkontext, der Kulturgeschichte oder Ästhetik. Dadurch ergeben sich neue Sinnzusammenhänge. Schließlich erweitere ich den Text um die Ebene der Stimme. Ich möchte den Text durch das gesprochene Wort erfahrbar machen und ihm eine bestimmte Bedeutung geben.
In der manifestartigen Sprechperformance "Auf zur Kunst der Entspannung!" rufe ich dazu auf, den von mir unterbreiteten fünfzehn Punkten auf dem Weg zur entspannten Kunst zu folgen. Ziel- und Leistungsorientierung sowie die Schnelllebigkeit unserer Gesellschaft auf der einen und die Entspannungs-Kultur sowie der Wunsch nach Individualismus auf der anderen Seite werden ironisch einander gegenüber gestellt. Wie kann man in diesem Rahmen noch künstlerisch arbeiten?
In der Sprechinstallation "Der Hörer" wird die_der Hörende am Telefon in einem vorwurfsvollen Ton auf ihre_seine eigene Rolle im Kunstkontext angesprochen sowie mit der Frage nach dem Geschmack in der Kunst und den Schwierigkeiten des künstlerischen Arbeitens konfrontiert.
Durch die Kombination unterschiedlicher Ideen und den bewussten Einsatz der Stimme erhalten die Sprechperformance und -installation den Anschein der Absurdität. Dabei geht es mir nicht selten darum, die_den oftmals direkt angesprochenen Zuhörende_n zu irritieren, zu provozieren und zu einer Handlung aufzurufen.