Praxisprojekt von Miriam Schmidt im Rahmen des Masterstudiengangs Kunstwissenschaften "Bildnerische Perspektiven aus Bitterfeld" war ein Projekt zwischen offener Recherche, Ausstellung, Dialog und Partizipation und wurde auf dem Festi­val OSTEN in Bitterfeld vom 1. bis 17. Juli 2022 im Rahmen des Festivals OSTEN präsentiert.

Das bildnerische Volkskunstschaffen in Bitterfeld ging aus dem Bitterfelder Weg als kulturpolitischer Programmatik der DDR ab 1959 hervor und setzte sich die Auflösung der Grenze zwischen Künst­ler*innen und Arbeiter*innen zum Ziel. Aus den Zirkeln des bildnerischen Volkskunstschaffens, die von Künstlern wie Walter Dötsch, Bernhard Franke und Wolfgang Petrovsky geleitet wurden, entstan­den aus dem Zirkelwesen um den Bitterfelder Kul­turpalast bis 1989 unzählige Bilder, die sich heute in Archiven und Magazinen und in Privatbesitz befin­den und in ihrem vollständigen Umfang nur bruch­stückhaft zu erfassen sind. Ein Teil der Bilder wan­derte Ende der der 1990er Jahre als Bitterfelder Kunstsammlung in den Besitz des Landes Sach­sen-Anhalt und ist nur sehr selten in der Öffentlichkeit zu sehen. Die Bilder sind Speicher von individueller und kollektiver Erinnerung und Zeugnisse der unterschiedlichen kulturpoli­tischen Phasen und der unterschiedlichen politischen und künstlerischen Ausrich­tungen der Zirkelleiter und der Volkskunst­schaffenden. Sie sind eng verbunden mit dem sozialistischen Realismus als Primat der Politik über die Kunst wie auch gleicher­maßen mit Freiräumen, die innerhalb der Zir­kel ausgelotet und praktiziert wurden. Ihre Unsichtbarkeit entzieht sie einer Auseinan­dersetzung mit ihnen und die Abwesenheit der Betrachter*innen mündet in die Hand­lungsunfähigkeit der Bilder als erzählende Erinnerungsspeicher und Felder vielfältiger Bildrezeptionen. Durch das Zeigen der Bilder am Ort ihrer Entstehung – dem Bitterfelder Kulturpalast – wurden sie aktiviert und be­fragt.