Die BA-Abschluss-Arbeit von Uli Streckenbach oder wie man mit einem Kurzfilm die Welt verändern kann.

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Werbung ist verführerisch.

Denn Werbung zeigt einem die Welt, wie sie eigentlich nicht ist. Sie kann ein launiges Wohlgefühl verbreiten, weil man allzu schnell der Versuchung erliegt, zu glauben, dass überall auf dem Globus alles in bester Ordnung sei. Nehme man zum Beispiel Fischenstäbchen. Woher kommen die wohl? Schon Kinder sind dank der Werbung der festen Überzeugung, dass der Fisch dazu von einem weißbärtigen, alten Kapitän mit seinem Kutter gefangen wird. Nett. Nur leider sieht die Realität vollkommen anders aus.

Die Realität sieht anders aus.

Wie es wirklich um die Meeresbewohner steht und was getan wird, damit diese auf unseren Tellern landen, zeigt Uli Streckenbach in seiner Bachelor-Abschlussarbeit „Die Überfischung der Meere“. Der Kurzfilm verdeutlicht auf beeindruckende Weise, dass in Wahrheit das Öko-System „Meer“ vor dem Kollaps steht. Schuld daran ist vor allem die industrielle Fischerei. In 4:20 min gelingt Streckenbach ein kleines Kunstwerk, das all die Fakten und Statistiken dieses Industriezweiges zusammenfasst und filmisch umsetzt. „Ich will damit diejenigen gewinnen, die sich mit dem Thema noch nie auseinandergesetzt haben“, sagt Streckenbach, der sein Werk im Rahmen des Semesterprojektes „Respekt – Ein Projekt zur Verbesserung der Welt“ angefertigt hat.

Die Botschaft im Blick.

Das in Form eines „Visual Essay“ konzipierte Werk entstand im Rahmen des Semesterprojektes „Respekt – Ein Projekt zur Verbesserung der Welt“. Insgesamt vier Monate dauerte es, bis aus einer vagen Idee das fertige Produkt geschaffen wurde. Die Entwicklung, wie aus dem nach einer intensiven Recherchephase konzipierte Text ein Storyboard, aus diesem ein Animatic und daraus wiederum der fertige Film entstanden ist, folgte letztlich immer der Grundüberlegung: Nie das Wichtigste, die Botschaft, aus dem Blick verlieren. So entschied sich Streckenbach bei der Umsetzung des visuellen Stils für ein low poly-Modell. Abstraktion und Reduktion aufs Wesentliche stehen daher im Vordergrund. Der Modellcharakter, den der Film dadurch bekommen hat, ermöglicht es, komplexe Informationen einfach, verständlich und nachhaltig zeigen zu können.

Ganz bewusst hat Uli Streckenbach auch das Medium Film gewählt. „Es ist das einfachste und damit ließ sich die Idee am besten transportieren“, sagt er und führt fort, „somit soll es gelingen, gerade diejenigen zu erreichen, die sich mit dem Thema noch nie auseinandergesetzt haben.“

Die Unwissenheit ist groß.

Keine kleinen Fischkutter sind es, die sich auf Fischfang begeben. Es sind schwimmende Industrieanlagen, die mit ihren Fangmethoden einen Raubbau an der Natur betreiben. So sind seit dem Beginn der industriellen Fischerei die weltweiten Fischbestände der großen Raubfische um 90 % zurückgegangen. Wissenschaftler warnen gar vor der völligen Auslöschung aller gefischten Arten in weniger als 50 Jahren. Alarmierende Zahlen. Nur wissen das die meisten Menschen gar nicht, oder sie wollen es nicht wissen. Viele denken eben allzu gern an den weißbärtigen, alten Kapitän mit seinem Boot. Streckenbach will das ändern.

Aufrütteln und zum Nachdenken anregen.

„Es ist wichtig, darauf zu achten, wo das, was man isst, herkommt. Letztlich entscheiden die Verbraucher, was auf deren Teller landet“, erklärt der Multimedia Designer. Erste Erfolge konnte der Film schon verzeichnen. Neben der medialen Aufmerksamkeit und dem Gewinn verschiedenster Preise haben sich schon viele Lehrer bei Streckenbach gemeldet, die seine Arbeit als Unterrichtsmaterial nutzen wollen. Darüber hinaus ist es zu einer Zusammenarbeit mit dem Bündnis OCEAN 2012, einem Zusammenschluss von über 160 Organisationen, die Überfischung beenden und eine gerechte Nutzung der Fischbestände durchsetzen wollen, gekommen. Von dieser Kooperation verspricht sich Streckenbach viel. Mit einem neuen Ende versehen, ist der Film nun in acht Sprachen übersetzt worden und ab 25. Mai 2012 weltweit verfügbar. Noch mehr Menschen können nun erreicht werden, damit sich die Realität vielleicht doch ändern kann.