Anne-Lena Fuchs / Atelier 3 Ausstellung / Klasse Prof. Robert Klümpen / Februar 2021 / Lichthaus Halle (Saale)
In meiner Malerei bewege ich mich zwischen digitaler und analoger Bildwelt.
Mit der digitalen Malerei entdeckte ich eine scheinbar unerschöpfliche Quelle an Kompositionsstrategien. Ich teilte das Bild mit Linien, gefolgt von einem Kreis, diesen schnell geteilt, komplementär eingefärbt, darüber ein Filter mit Markereffekt, halb transparent, ein Dreieck darüber – schon entstanden spannende Überlappungen – eine Stelle ausgeschnitten, copy paste, die Farben invertiert ... innerhalb weniger Sekunden sprudelte es auf dem Bildschirm.
Es ist ein intuitives Spiel mit digitalen und analogen Bildfragmenten, durch das sich eine neue Welt aufgetan hat.
Lange bin ich dabei in einem Raster geblieben – meist achsensymmetrisch. Die Achsen blieben mein Geländer. Der Bezug zur Ornamentik lag oft nicht fern. Auch die Anmutung eines Rapportentwurfs steckt wohl in einigen dieser Bilder.
Ich bewegte mich zwischen zwei Polen, der Spontanität im digitalen Entwurfsprozess und der Konzentration in der analogen Ausführung. Schnell – intuitiv und langsam – akribisch. Dieses langsame, konzentrierte Arbeiten ist mir vertraut aus den vorausgegangenen Aquarellbildern und erinnert mich gleichzeitig sehr an die Buddhistische Thangka Malerei, die mich schon seit 2016 begleitet. Die Fokussierung auf den einzelnen Strich, die konzentrierte Bewegung der Hand und die tiefe Ruhe, die sich über jedes Bild legt, hat mich bei einem Klosterbesuch in Nepal sehr beeindruckt.
Was die Entwicklung meiner Malereien außerdem begleitete, war die pädagogische Arbeit für das Bauhaus Museum Dessau. Dafür habe ich mich in den letzten zwei Jahren viel mit den Kompositionen und Regelwerken der Bauhausmeister Klee, Feininger, Kandinsky, Moholy-Naghy und der Architektur von Walter Gropius auseinandergesetzt. Aber auch die Entdeckung von Hilma af Klint beschäftigte mich zunehmend, sie stellte sich als eine ungreifbare aber faszinierende historische Figur für mich heraus. Die klare Formensprache, Symmetrie und das alphabetische Wiederkehren von Symbolen faszinierte mich – ohne mir zunächst über den Hintergrund und die tiefgreifende Spiritualität in ihren Werken bewusst zu sein. Für mich strahlten die Bilder von af Klint vor allem Stärke und Klarheit aus und ich freute mich neben den Bauhausmännern über die Entdeckung dieser Frau.
In den kleinen Formaten verarbeitete ich diese Studien.
Nun bin ich an einem Punkt der Dekonstruktion der strengen Symmetrien angelangt. Vielleicht eine Art Emanzipation von den alten Referenzen?
Die digitale Bilderzeugung mit Paint gibt mir einen Rahmen, der sehr begrenzt ist. Innerhalb dessen kann ich mich ungehemmt austoben. Außerdem ermöglicht das digitale Malen einen inkrementellen Prozess. Zwischenschritte können durch das Speichern nachverfolgt und wieder hervorgeholt werden. Es gibt chronologische Arbeitsschritte als Dateien. Innerhalb dieser kann ich mich hin und herbewegen. Das erlaubt das Verwerfen und Verändern. Ich kann Schritte zu weit gehen, die auf der Leinwand zu riskant erscheinen. Die digitalen Entwürfe sind zur Strategie geworden und begleiten jetzt den Weg zum Bild auf der Leinwand.