Textildesign ab 3. Studienjahr / Master - WiSe 2017/18
In der Ethnologie, der Anthropologie und anderen Kulturwissenschaften ist es üblich ins Feld zu gehen. Man untersucht das Feld unter bestimmten Kriterien, protokolliert und analysiert die Beobachtungen.
Das Feld kann alles und überall sein - ein Dorf im Amazonasgebiet, Supermärkte in Japan, Tagebau in der Oberlausitz. In Form der teilnehmenden Beobachtung nimmt man aktiv am Feld teil, d.h. man beobachtet nicht nur oder interviewt die Menschen, sondern man versucht so viel wie möglich mitzuwirken, mitzuerleben, inmitten der Gemeinschaft zu sein. Dies bedeutet vor allem, dass man nicht objektiv ist, sondern aktiv und „verzieht“ sich doch gleichzeitig immer wieder aus der Mitte an den Rand, um die Beobachtungen zu protokollieren, zu fotografieren oder aufzuzeichnen.
Zur Einstimmung in das Projekt macht jede/r eine kleine Feldstudie im Wendland. Nach einer Einführung geht jede/r einen oder zwei Tage in ein Feld in der Umgebung - sei es ein Bioladen, ein Hühnerhof, ein Naturschutzbüro. Man begleitet eine Person den ganzen Tag oder befindet sich den ganzen Tag an einem Ort und beobachtet, was dort geschieht. Die anderen Tage nutzen wir, um die Beobachtungen zu reflektieren, aber auch um unser Handeln zu besprechen. Gemeinsam erarbeiten wir uns eine Methode, die dann in der größeren, eigenen Feldstudie angewendet wird.
Jede/r sucht sich ein eigenes Feld, untersucht es zu einer bestimmten Fragestellung und entwickelt daraus die Textilien. Das eigene Feld sollte sich möglichst außerhalb des persönlichen Radius’ befinden, kann aber bekannt sein - wie z.B. die Familie im Nachbarhaus, eine Seminargruppe an der Uni, die Stadtverwaltung. Die Studie soll in der ersten Kompaktwoche stattfinden, es sollte demnach ein Ort oder eine Gruppe sein, der/die in dieser Woche mehrfach besucht werden kann, um möglichst viel Datenmaterial zusammenzutragen.
Die Umsetzung des Themas ist frei – es kann eine Kollektion, eine Serie, eine Materialstudie oder ein Objekt werden. Aus den Beobachtungen soll die Struktur der Kollektion, die Idee für ein Produkt oder der Anlass für ein Materialexperiment entwickelt werden. Die Stoffe können Aspekte der Beobachtung aufgreifen und visualisieren, bzw materialisieren, sie können das Feld durch die Stoffe erweitern, sie können speziell für eine Zielgruppe aus „dem Feld“ entworfen werden, sie können das Thema interpretieren. Der Gestaltung durch, mit oder im Feld sind keine Grenzen gesetzt.
Zum Ende des Projektes soll eine ausführliche Dokumentation angelegt werden. Die Feldstudie wird beschrieben und dokumentiert durch Tagebucheintragungen, Fotos, Audioaufnahmen oder ggf ergänzende Interviews. Aus diesen subjektiv geprägten Fakten soll analysiert werden, ob es neue Sichtweisen, Erkenntnisse oder Schlussfolgerungen gibt - oder auch nicht, denn die Studie ist im Prinzip ergebnisoffen.