Abschlusspräsentation von Maïté Darroman / Atelier III / Klasse Stella Geppert / 03.02.2017 / 16 Uhr / Frauenkulturzentrum Dorn Rosa e.V., Halle
Die Arbeiten meiner Ausstellung verbindet die Idee eines inhärenten physischen oder psychischen Widerstands. In der Performance begegne ich meinen erlernten Normen und Verhaltensweisen, die mir am stärksten beim Handeln bewusst werden. Obwohl es Lebensmittel sind, werden die Materialien nicht einverleibt und verzehrt, wodurch der bildhauerische Aspekt erst zum Tragen kommt. Der Drang des Ausprobierens und das gleichzeitige erwarten einer Konfrontation zieht mich in seinen Bann. Wie weit kann ich gehen?
Filmisches Aufzeichnen bringt emotionale Distanz zwischen die Performance und den*die Betrachter*in. Die Hemmschwelle wird gesenkt, sich mit einem alternativen Gebrauch von Lebensmitteln auseinanderzusetzen, was neue Möglichkeiten der Rezeption eröffnet.
Meine Performances haben durch das explizite Umfeld des Ausstellungsortes Frauenkulturzentrum Dorn Rosa eine neue Lesart erhalten. Die Grenzen des Politischen innerhalb der Arbeiten werden ausgetestet. Aus meinem subjektiven Ansatz ergibt sich in einem zweiten Schritt eine gesellschaftskritische Fragestellung. Kunst ist für mich ein Denkraum, in dem die in aktivistischen Kontexten produzierten Bilder reflektiert, weitergedacht und archiviert werden können. Ist es politisch wenn sich ein weiblicher Körper in einem Frauenzentrum an sechs Kilo Hefeteig abarbeitet? Ja. Wiedersetze ich mich oder kämpfe dagegen an, eröffnet sich ein neues Spektrum mit Bildern und Möglichkeitsräumen. Wenn ich Eier zerschlage, sie rolle, ver- und entpacke, tritt auch die Auffassung meines Frauenkörpers als etwas Fruchtbares in den Vordergrund. Mit dem Teig um Schultern und Hüften lasse ich die Formen verfließen und entziehe so meinen Körper einer gesellschaftlichen Normierung.
Die menschliche Wahrnehmung neigt dazu, das Neue zunächst in vertraute Parameter einzuordnen. Die Performances beabsichtigen aber darüber hinaus die Notwendigkeit neuer Parameter sinnlich erfahrbar zu machen. Erst mit dem Samen des physischen, psychischen Widerstands kann Selbsterkenntnis wachsen und ihre Früchte geerntet werden. Es gibt keine Veränderung ohne Widerstand.