Experimentelles Druckprojekt (Veredelung & Stickerei) ab 2. Stdj.
betreut von Anna Gronemeyer, geb. Schröder

Hochglanz, Seidenglanz, Schimmer, Glitter, Glitzer, Schein, fettiger Glanz, metallische Reflexe – das Spiel von Licht und Schatten auf verschieden glatten und bearbeiteten Oberflächen hat auf den Menschen eine enorm anziehende Wirkung. Ist es das Überirdische, gar Heilige was wir mit dem Glanz verbinden? Sind es Kostbarkeiten und wertvolle Steine, die unsere Sinne beflügeln? Oder gibt es dafür eine ganz bodenständige Erklärung? Sind es Wasseroberflächen, die dem Menschen schon von Weitem durch ihr Glitzern signalisieren, dass sie hier überleben können? Was gibt es für Bräuche und Hintergründe zum Glanz?

Der Mensch kann anhand von Glanz Materialien erkennen und gewisse Attribute von Material sofort zuordnen. Glanz zeigt uns die Glattheit eines Materials, aber auch seine Linienführung und hilft die Gegenstände mit einem Blick dreidimensional zu erfassen. Glanz gibt uns manchmal auch Informationen über das Alter eines
Gegenstandes: Ist etwas schrumpelig und alt, seine Oberfläche zerklüftet, zerkratzt oder angegriffen können wir sofort erkennen, dass es sich hier um etwas handelt, das schon fortgeschrittenen Alters ist.

Manchmal kann aber durch häufige Benutzung eine matte Oberfläche auch glatt, glänzend oder speckig werden. Der Glanz zeigt uns sofort wo und wie der Gegenstand immer wieder angefasst wird und kann uns helfen ihn zu erschließen. Metallischer Glanz, zum Beispiel in der Küche, vermittelt uns das Gefühl von Sauberkeit. Sind Flächen frisch geputzt und nicht mehr staubig, glänzen sie auch viel mehr.Wir können anhand von Glanz ablesen ob es sich um nasse oder um trockene Dinge handelt und manchmal können wir sogar die Temperatur über den Glanz bestimmen.

Wie lässt sich das auf Textilien übertragen?

Was ist für uns als Designer_innen relevant und wie können wir Glanz gezielt einsetzen? Die Basis für die Übersetzung ins Textile ist die jeweilige gezogene Farbe. Sie soll mit dem Glanz in Verbindung gebracht werden, beispielsweise in Form einer Geschichte. Dabei darf die Farbe als Basis in allen Tiefen und Mischungen
auftauchen. Der Glanz kann die Tiefe und Kraft unterstützen, überdecken oder entfachen. Es kann vollflächig oder partiell glänzen, glitzern und funkeln. Es wird gedruckt, gestickt, geklebt, gekratzt, gefettet, gerieben, bestäubt, geätzt, geschnitten, gepresst und vieles mehr. Technisch sind alle Veredelungstechniken möglich und den Ideen sind keine Grenzen gesetzt.