STATEMENT
In meinem bisherigen Kunstschaffen habe ich mich mit Rauminstallation, Sound-Video- Installation und dem Arbeiten mit objets trouvés beschäftigt. In raumübergreifenden, ortsgebundenen und situationsbezogenen Plastiken und Bildern manifestieren sich meine inhaltlichen Schwerpunkte um Prekarität, Migration, Verortung und Ortlosigkeit sowie der/ die/ das Fremde. Aus einer Dringlichkeit heraus suche ich die Begegnung mit Menschen und Orten – sie sind Auslöser meines Schaffensprozesses.
Schon lange stelle ich mir die Frage, welche Verantwortung wir als Kunstschaffende in der Gesellschaft tragen und welchen Einfluss wir auf sie haben können. Ich sehe eine Form der Notwendigkeit, meine Erfahrungen, Empfindungen und meine Betroffenheit in Bezug auf sozial politische Entwicklungen auf künstlerische Weise zu veräußern, die Kunst als Sprachrohr zu nutzen. Dies bedeutet, mich den Erlebnissen derer zu öffnen, welche kein Recht auf Wortmeldung haben, um für sie Zeugnis abzulegen.
Wie schaffe ich Gehör, wie werde ich innerhalb eines Ausstellungskontextes zu einem Sprachrohr für Andere? – In meiner Arbeitsweise stoße ich auf Kernfragen des Zeigens und des Sprechens im künstlerischen Kontext. Das direkte Erleben, wie es Betroffene erleben oder erlebt haben, für Andere fassbar und greifbar zu machen, ist von vorn herein zum Scheitern verurteilt. Mein Anliegen ist dennoch der Versuch Nicht-Zeigbares zu zeigen und auf Ungesehenes zu deuten; ein Spannungsverhältnis zwischen Realität und Repräsentation aufzubauen. Die Fragen nach dem Umgang mit Bildern, nach dem Bild als Repräsentation, nach der Verantwortung gegenüber dem Abgebildeten, sind die Grundbasis meiner Herangehensweise als Künstlerin.
Politische Erfahrungen, Ideen und Vorstellungen auf poetische Art umzusetzen und in einen künstlerischen Kontext zu integrieren ist Ziel meines Schaffens. In meinen bisherigen Projekten suche ich in Ausstellungssituationen eine Form der Gegenüberstellung, die einen Dialog öffnet und eine Gesamtstimmung erzeugt, in die die Rezipient_innen eintauchen können. Integrierte optische, haptische und akustische Elemente evozieren Bilder, öffnen Assoziationsräume und erfordern eine sinnliche Form der Auseinandersetzung, um Bezüge herzustellen. Die Werke sollen als Stellvertreter für ein kollektives Gedächtnis stehen. Ich wende künstlerische Mittel an, spiele mit Widersprüchen, um unsere Wirklichkeit zu hinterleuchten, meinen Standpunkt und Blick auf das Weltgeschehen zu formulieren, metaphorische Andeutungen zu knüpfen und in Relation mit der Gegenwart zu bringen.