Atelier 3 Präsentation / Klasse Prof. Stella Geppert / Kunst (Lehramt)

„Rascheln“

Rotbuchen behalten ihre vertrockneten Blätter oft bis zum nächsten Frühling am Baum. Erst die neu wachsenden Blätter schieben die alten vom Baum. Das Geräusch, welches entsteht, wenn der Wind die getrockneten Blätter am Baum in Bewegung versetzt, war ein Ausgangspunkt der Arbeiten. Es erschien mir nicht angemessen, dieses Geräusch mit einem Aufnahmegerät aufzuzeichnen. Zumal das Geräusch der raschelnden Blätter auch mit anderen Faktoren verbunden ist. Es ist eine Art Erlebnis neben der Rotbuche zu stehen, den Wind auf der Haut zu spüren, die frische Frühlingsluft zu atmen, die Bewegung der Blätter und das damit verbundene Licht- und Schattenspiel zu beobachten und gleichzeitig dieses Geräusch zu hören.
Durch die Aneinanderreihung der einzelnen Blätter versuche ich dieses Geräusch zu übertragen. Weiterhin entsteht durch die Anhäufung der einzelnen Teile eine Form und eine Struktur die durch die Beschaffenheit des Materials bedingt ist, gleichzeitig aber auch durch die Form des Drahts oder den Faden kontrolliert wird. Der Ventilator ist ein notwendiges Hilfsmittel. Er erzeugt künstlich Wind, sodass den Raum ein konstantes Rascheln erfüllt. Damit bildet er ein Pendant zu den Buchenblättern, die durch die Hilfsmittel Draht und Faden strukturiert werden.
Ich habe diese klaren geometrischen Formen statt organischer Formen gewählt, um den Fokus nicht nur auf die Form, sondern verstärkt auf das Material und dessen Struktur und Eigenschaften zu richten. Die Eigenschaften des Materials bestimmen teilweise die Bewegung der Betrachtenden im Raum. Der Geruch des Flieders kann bewirken, dass man wieder und wieder zurückkehrt, um ihn erneut zu riechen oder der Raum um diese Arbeit ganz gemieden wird.
Weiterhin faszinierten mich die Äste der Korkenzieherweide. Sie wachsen sehr organisch, fast wild und wie es der Name schon sagt oftmals sehr spiralförmig. In der Hängung fügen sich die Äste dicht an dicht gehangen ineinander wie ein Puzzle. Sie suchen sich ihren Platz und bilden so eine annähernd quadratische Form. Mich interessierte der Moment, wenn die Äste den Boden berühren, also teilweise von ihrer straffen Hängung befreit werden – ein Moment in dem die Kontrolle durch Faden und Draht teilweise aufgehoben wird. Die Äste halten sich nun größtenteils untereinander. Nur am Rand spannen sich die Fäden.