Abschlusspräsentation von Elena Kirchhoff / Atelier III / Klasse Stella Geppert / 7.11.2018, 11 Uhr / Otto-Stomps-Str. 101, Halle
Ein Garten stellt einen gewöhnlichen Ort mit eindeutiger Bestimmung und Funktion dar, stellt nach Faucoult also eine Heterotopie dar, auch weil er trotzdem eine in sich einzigartige Gestaltung haben kann. In einem Garten spiegelt sich ein Natur-und Kulturverhältnis genauso, wie sich in ihm eine Ahnung einer gewissen Vorstellung von Idyll oder Paradies ablesen lassen kann und im Umkehrschluss sich ein Bild des Außens abzeichnet.
Das Video zeigt Wege zwischen, in und zu verlassenen Gärten. Während Lichtverhältnisse wechseln, belebt der Wind die über die einstmals herrschende Ordnung wuchernden Goldruten. Diese Pionierpflanze bestimmt die Bilder, über die sich ein Text einer künstlerischen Werkanalyse abbildet. Dieser erinnert beschreibend und erzählend einen Garten. Die Vermengungen von nicht oder nicht mehr Sichtbarem, Abschweifendem und Wucherndem (Gedanken/Erinnerungen und Natur) kontrastiert mit der schematischen Analyse und der Ordnung der noch vorhandenen Wege. Die am Ende unfertige Werkanalyse, öffnet Fragen nach der Darstellung, dem Escheinungsbild und nach Symbolkraft und Multiperspektivität des Bildes. Zwischen Bild und Text spannt sich ein Ortsgefüge (und vielleicht bildet sich ein Bild eines imaginierten Gartens?)
Was für ein Ortsgefüge für mich ein Garten darstellt knüpft sich eng an das Verständnis des Gartens als Welterklärungsmodell. Der Garten bildet, nicht nur für mich, ein komplexes Kunstwerk, in welchem der jeweilige gesellschaftliche, politische und kulturelle Problemhorizont ästhetisch reflektiert wird. Lassen sich also gesellschaftliche Verhältnisse im Garten ablesen? Mich interessierte darauf bezogen im besonderen Maß die Hecke, oder Grenze. Denn diese bildet meiner Meinung nach auf interessante Art und Weise das Innen und Außen; den Garten und die Gegenwelt, die sich bedingen. Und so fokussierte ich mich immer mehr auf die gartenbestimmende Begrenzung und fragte mich, ob sich die Projektion aus den Mikrowelten, nämlich den Gärten, auf ein Maß von Nationen skalieren lässt? Schließlich auch, weil über allen Kleingartenanlagen unzählige Fahnen wehen.
Die Installation oder besser die Interpolation der Hecke versinnbildlicht meine sich zunehmend verändernde Wahrnehmung von Gärten. So ist die Installation auch eine Art Modell-Garten, der durch die fortwährende Grenze und den Fahnenmast als Territorium kenntlich wird. Es entsteht so auf zweierlei Weisen ein Raum. Dieser bleibt aber auf Grund der fehlenden Farbe, Fahne und dem fehlenden Außen abstrakt, verschlossen und imaginativ. In den geschlossenen Raum presst sich lediglich ein Mast. Das blanke Papier, Tabula Rasa oder dichter Nebeldunst oberhalb der 1,20 gestutzten Grenze, von der man nicht weiß was sie schützt und was sie abschirmt und der Blick auf die Transformation von Hecke zu Mauerwand bestimmen diesen Raum.
Bewusst zeige ich dennoch aber an anderer Stelle eine Fahne. Ein irritierendes Bild einer überm Kleingartenverein wehenden Europa-Fahne in einem Daumenkino.
Text: Elena Kirchhoff November 2018