Seit den 1970er Jahren sind Performances für feministische Künstler*innen zentral, um situativ mit dem eigenen Körper u. a. gesellschaftliche Rollenbilder, soziale Gefüge und Medien zu befragen. In den letzten Jahren häufen sich queere Interventionen, die eine Nähe zu feministischen Performances der 1970er Jahren suggerieren. Die Ausstellung Virtual Normality (mdbk Leipzig 2018) widmet sich bspw. „dem weiblichen Blick im Zeitalter digitaler Inszenierung. Mit jeder Welle des Feminismus und mit jeder Generation ändern sich die Prioritäten und Medien und mit den Medien die Themen und Möglichkeiten.“ Wir wollen wider die epochale Abgrenzung den generationellen feministischen Dialog in den Fokus rücken und genauer nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden fragen. Und daran anschließend nach performativen Strategien, dem Potential des Re-Enactments, des Kollektivs und der Verschiebung. Anhand verschiedener künstlerischer Positionen werden die Begriffe der Performativität/Performanz mit weiteren theoretischen Perspektiven queer geschaltet. Wir werden dabei körperlich-performativ wie auch mit Textlektüren arbeiten. Partituren aus der Fluxusbewegung dienen uns als Performance-basiertes Instrument, um eigene kurze performative Situationen zu erarbeiten. Dabei werden die Möglichkeiten und Grenzen von Performances diskutiert und als Vehikel der Kritik von Körper(bildern) und der Konstruktion von Wissen ausgelotet wie bspw. in Form von Lecture-Performances. Ziel des Seminars ist es, über die Lektüre und die performativen Interventionen feministische Performance-Strategien von den 1970er Jahren bis hin zu zeitgenössischen Positionen herauszuarbeiten.

Vorbereitende Literatur

Adorf, Sigrid; Gebhardt-Fink, Sabine (Hg.): Disobedient bodies, FKW, Heft 67, 2020.
Butler, Judith: Hass spricht. Zur Politik des Performativen, Berlin 1998.
Muñoz, José Esteban: Disidentifications: Queers of Color and the Performance of Politics, Minneapolis 1999.