Annika Sominka
WK Wahlpflicht+Wahl, Design- und Architekturgeschichte, Aufbau- und Vertiefungsmodul (BA, MA), Master 2. Stj., Master 1. Stj., Bachelor 4. Stj., Bachelor 3. Stj., Bachelor 2. Stj., Seminar, Sommersemester 2022, 3.Kompakt-/Atelierwoche (9.SW)
Wir alle leben gesellschafts- und zeitgebunden innerhalb einer uns umgebenden materiellen Kultur, die Handeln und Wahrnehmungen, Möglichkeiten und Zwänge beinhaltet. Den physisch präsenten Räumen und Objekten unseres Umfelds sind sozialgeschichtliche Bedeutungen eingeschrieben: Sie können auf Arbeitsbedingungen, Wohnverhältnisse, kulturelle Praktiken, Sozialisationskontexte, familiäre Zusammenhänge und geschlechterspezifische Fragen, Milieus oder generationelle Zugehörigkeiten verweisen. Ihre Gestaltung ist damit immer Ausdruck von gesellschaftlichen Vorstellungen und Übereinkünften, Wertigkeiten und Bedürfnissen. Der Blick auf die materielle Kultur kann uns daher insbesondere zeigen, dass die Steuerung, Produktion oder Gestaltung von Räumen und Objekten Ergebnis einer politischen und gesellschaftlichen Vorstellung von sozialer Realität ist – einer sozialen Realität, die selbst wiederum bestimmte Vorstellungen von Geschlecht, Arbeitsteilung und Rollenzuweisung besitzt.
Im Seminar wollen wir uns vor diesem Hintergrund die Gestaltung und Organisation von Haushalts,- Pflege- und Betreuungsarbeit unter designgeschichtlichen und sozialwissenschaftlichen Bezugspunkten ansehen: von den utopischen Architekturkonzepten der Frühsozialist*innen über radikalfeministische Utopien der 1960/70erJahre bis hin zu aktuellen Smart Home-Lösungen oder digitalen Zukunftsszenarien der Automatisierung von Care-Arbeit. Ziel ist es, dabei Möglichkeiten und Fallstricken einer (Um-)Verteilung und (Um-)Gestaltung von Sorgearbeit nachzugehen und sie ins Verhältnis zu setzen mit der Frage der gesellschaftliche Situiertheit von Gestaltungsfragen.
Voraussetzung für die Teilnahme am Seminar ist die Bereitschaft zur intensiven Textarbeit, sowohl einzeln als auch in der Gruppe.