"Boxershorts, Kartenspiel, Westpaket, Gummistiefel". Studierende der Studienrichtung Textil stellten unter diesem Titel vom 5. Februar bis 22. März 2020 im Stadtmuseum Halle aus.

Fotos: Nora Lardon "GESCHENKESENDUNG KEINE HANDELSWARE" „1 Tafel Schokolade, 1 Paar Strümpfe, 1 Zahncreme, 2 Zahnbürsten, 1 Stück Seife...“ etc. - so lautet die Inhaltsangabe auf einem im Stadtmuseum ausgestellten Paket, adressiert an Marlene Lorscheid in der Reilstrasse 75. Versendet wurde es aus dem Allgäu in der BRD nach Halle in der DDR. Das Paket steht für unzählige der sogenannten Westpakete, die an Menschen im geteilten Deutschland verschickt wurden – ein Sinnbild für Kommunikation trotz des eisernen Vorhangs und der Geschichte der innerdeutschen Beziehungen. Das Öffnen der Pakete ist bei vielen Empfänger*innen als eine bunte, besonders duftende Überraschung in Erinnerung geblieben. Jede der ausgestellten Stoffgruppen ist einem Artikel aus der Inhaltsangabe zugeordnet und greift die Besonderheit des Artikels optisch, haptisch oder materiell auf. Sie orientieren sich an Erzählungen von Zeitzeug*innen und stehen sinnbildlich für die Verschwommenheit von Erinnerungen.
Fotos: Martha Sophie Kikowatz "ABSCHIRMEN" Schutz vor Wasser und Schmutz und die Strukturen der Fassaden in Halle Neustadt dienen als Inspiration. Entstanden ist eine Variation an gewebten Stoffen, die durch Struktur und Farbkontraste optisch in die eine Richtung abschirmen und schützen und die sich in die entgegengesetzte Richtung öffnen und luftdurchlässig sind. Durch Falten, die abdecken und ableiten, werden die offenen Strukturen geschützt und abgeschirmt. Durch den starken Kontrast von weiß und schwarz entstehen optisch Höhen und Tiefen.

Die Stadt Halle und ihre Geschichte, die durch Geschichten erzählt wird, soll in Textilien, die selber Geschichten erzählen verwandelt werden.

Die stadtgeschichtliche Dauerausstellung des Stadtmuseums Halle ist so konzipiert, dass aus der umfangreichen Sammlung des Museums einzelne Objekte ausgewählt wurden, die jeweils exemplarisch für ein größeres Thema, oft ein ganzes Themenfeld stehen.
Dieses Konzept machen wir uns zu eigen und wählen ein Objekt aus der Sammlung, um es als Inspiration für textile Flächen oder Objekte zu nutzen. Es soll möglichst ein Objekt sein, das mit einem öffentlich zugänglichen Gebäude der Stadt Halle verbunden ist. Das Objekt weist die Fährte. Der Bezug vom Objekt zum Raum soll erfahrbar gemacht werden. So ist es möglich, den echten Raum real zu bespielen und dies fotografisch darzustellen, es ist aber auch möglich, die Bezüge durch andere Formen der Präsentation zu zeigen.